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Zwischen Pflicht und Neigung

Eva Ochs

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Abstract


Zusammenfassung

Am Beispiel von Vater Werner und Sohn Wilhelm Siemens wird die Problematik der Weitergabe des Unternehmens an die nachfolgende Generation im Wirtschaftsbürgertum nachgezeichnet. Dabei werden auf Seiten des Vaters die Schwierigkeiten des „Loslassens“, auf Seiten des Sohnes die Sorge, der vorgeprägten Rolle entsprechen zu können, deutlich. Im Zentrum steht die besondere Situation und Position des „Kronprinzen“, der für die Nachfolge im Unternehmen vorgesehen war, aber nicht systematisch eingewiesen wurde. Thematisiert wird die Bedeutung des Unternehmens für die individuelle Lebensführung im Vergleich von Vater und Sohn. Unterschiede ergeben sich durch die verschiedenen Ausgangspunkte als Firmengründer und als Firmenerbe. Vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse zu anderen Unternehmerfamilien ergibt sich durch die inzwischen solide materielle Lage und die längeren Schul- und Ausbildungszeiten für die nachfolgende Generation eine Ausweitung des Interessensspektrums im Vergleich zu ihren Väter, den Industriepionieren. Anders als die Vätergeneration zeigte sich die nachfolgende, in die Zeit der Reichsgründung hineinsozialisierte Generation der Söhne nicht mehr so bedingungslos einem Arbeits- und Berufsethos verpflichtet. Die größere Distanz führte allerdings in den meisten Fällen nicht dazu, dass die Söhne die Nachfolge verweigerten. Allerdings stellte die Führung des Unternehmens zwar noch einen wichtigen, aber nicht mehr ausschließlichen Lebensinhalt dar. Zugleich konnte das Antreten der Nachfolge, wie im Beispiel Wilhelm Siemens, auch als Bürde wahrgenommen werden, die den Verzicht auf breiter angelegte Interessen bedeutete.

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Bibliographie: Ochs, Eva: Zwischen Pflicht und Neigung, BIOS, 1+2-2014, S. 225-241. https://doi.org/10.3224/bios.v27i1-2.22128


Literaturhinweise