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„Einer, der’s gut mit mir meint, vermißte meine Biographie“. Anti/Biographische Affekte um Karl Kraus

Katharina Prager

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Abstract


Zusammenfassung

Biographien, die den Satiriker Karl Kraus (1874-1936) zum Gegenstand haben, arbeiteten (zumeist unausgesprochen) gegen ein Phänomen, das im vorliegenden Beitrag als „antibiographischer Affekt“ bezeichnet wird: Kraus war Auto/Biographisches suspekt – und dennoch lebte er ein „autobigraphisches Leben“ in Erwartung vieler biographischer Darstellungen seiner Person. In diesem Spannungsfeld standen nicht zuletzt Kraus’ komplexe Selbstdarstellungsstrategien und autobiographische Inszenierungen. Die frühe – oft vorwissenschaftliche – Kraus-Biographik der Nachkriegszeit konstruierte weitgehend unkritisch das exemplary life eines „großen Mannes“ und moralischen Vorbildes und hatte ihre spezifischen identitätspolitischen Gründe dafür. Doch auch in späteren – differenzierteren und auf neuen Quellen basierenden – biographischen Darstellungen blieben und bleiben die Relikte eines (nicht zuletzt geisteswissenschaftlichen) Geniekults spürbar. Auch eine digitale und anti/biographische Vermessung von Karl Kraus, wie sie im Rahmen von „Karl Kraus Online“ (http://www.kraus.wienbibliothek.at) in Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kraus-Biographik sowie mit aktueller Biographietheorie unternommen wurde, stößt an Grenzen. Die hier aufgezeigten Probleme und Möglichkeiten um eine biographische Thematisierung von Kraus sollen als Anregung für neue kritisch-analytische Lebenserzählungen – auch vieler anderer (männlicher) „Geistesheroen“ – dienen.

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Bibliographie: Prager, Katharina: „Einer, der’s gut mit mir meint, vermißte meine Biographie“. Anti/Biographische Affekte um Karl Kraus, BIOS, 1+2-2015, S. 266-280. https://doi.org/10.3224/bios.v28i1-2.15


Literaturhinweise