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Affektive (Ver-)Führungen. Machttheoretische Überlegungen zu Heteronormativität

Brigitte Bargetz, Gundula Ludwig

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Ziel des Beitrags ist es, den wohl grundlegendsten Begriff der Queer Theorie – Heteronormativität – machttheoretisch zu präzisieren. Dazu schlagen wir einen Dialog zwischen hegemonietheoretischen und affekttheoretischen Ansätzen vor, um sowohl über ein juridisches und ahistorisches Verständnis von Heteronormativität hinauszugehen als auch ein Verständnis von Heteronormativität zu überwinden, das Sexualität ins Zentrum stellt. Wir fassen Heteronormativität als Hegemonie, da deren Stabilität nicht nur auf Zwang rückführbar ist, sondern auch auf Konsens, soziale Kämpfe und Kompromisse. All diese Elemente von Hegemonie sind, so zeigen wir, immer auch affektiv strukturiert: Heteronormative Hegemonie wird nicht nur über Einsicht und Verstand, sondern auch über verkörperte Gefühle, Atmosphären, Stimmungen, Leidenschaften und Verbundenheiten organisiert. Heteronormative Hegemonie operiert über affektive Versprechen von Zugehörigkeit und Komfortzonen, die in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen artikuliert und in alltäglichen Praxen reproduziert werden. Da diese zivilgesellschaftlichen Kompromisse auch rassisiert, vergeschlechtlicht und klassisiert sind, muss Heteronormativität überdies stets intersektional gedacht werden.

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Affective Enticements: On Power and Heteronormativity

Abstract

The aim of this article is to further elucidate an understanding of one of queer theory’s most important concepts: heteronormativity. By providing an epistemological encounter between theories of hegemony and theories of affect, we suggest going beyond a juridical and a historical understanding of heteronormativity as well as suspending sexuality as core of heteronormativity. We refer to heteronormativity in terms of hegemony, arguing that heteronormativity obtains its stability not only through coercion but also through consensus, social struggles, and compromises. Moreover, heteronormative hegemony is always also affectively structured: It is organized through bodily affects, atmospheres, moods, passions and relationalities. Heteronormative hegemony, we argue, operates through promises of belonging and comfort zones that are articulated within civil society and reproduced within everyday practices. Since these compromises are also racialized, gendered and classed, heteronormativity also needs to be theorized intersectionally.

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Bibliographie: Bargetz, Brigitte/Ludwig, Gundula: Affektive (Ver-)Führungen. Machttheoretische Überlegungen zu Heteronormativität, Femina Politica, 1-2017, S. 118-130. https://doi.org/10.3224/feminapolitica.v26i1.08


Literaturhinweise