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Frauenförderung und strategischer Essentialismus – Eine Analyse im Spannungsfeld von theoretischem Anspruch und politischer Praxis

Annegret Kempf

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung:

Der Konflikt zwischen theoretischen Ansprüchen des Anti-Essentialismus der jüngeren feministischen Theorie und der politischen Notwendigkeit der Handlungsfähigkeit als einheitliche Gruppe von ‚Frauen‘ ist eines der zentralen Probleme des Feminismus. Gayatri Chakravorty Spivaks Konzept des ‚strategischen Essentialismus‘ welches die strategische Verwendung von essentialistischen Identitäten im Rahmen von klar definierten politischen Zielen verficht, kann als eine mögliche Lösung für diesen Konflikt verstanden werden. Im Rahmen dieses Beitrags wird dieses Konzept analysiert und anschließend auf das gleichstellungspolitische Verfahren der Frauenförderung angewendet. Im Zentrum steht dabei das Thema der Frauenquote, welches eine der umstrittensten jüngeren gleichstellungspolitischen Maßnahmen darstellt. Behaftet mit problematischen essentialistischen Annahmen und Auswirkungen, sind Frauenquoten gleichzeitig ein konkretes und praktikables Mittel, um patriarchale Machtstrukturen aufzubrechen. Die folgende Untersuchung zeigt, inwiefern diese Maßnahme im Namen eines strategischen Essentialismus rechtfertigbar ist und erörtert darüber hinaus die Grenzen einer solchen Verknüpfung sowie die Grenzen eines identitätspolitischen Aktivismus im Namen des strategischen Essentialismus allgemein.

Schlagwörter: strategischer Essentialismus; Anti-Essentialismus; Frauenförderung; Frauenquote; Gayatri Chakravorty Spivak

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Promotion of women and strategic essentialisman – analysis in the conflict between theoretical demands and political praxis

Abstract:

The conflict between the theoretical demands of anti-essentialism in recent feminist theory and the political necessity of being able to act in the name of a unified group of ‘women‘ is a central conflict in feminism. Gayatri Chakravorty Spivak’s concept of ‘strategic essentialism’, which promotes the strategic use of essentialist identities within the context of clearly defined political goals, can be considered a solution to this conflict. In this paper, this concept will be analysed and then applied to gender equality policies that target the promotion of women. Central to the discussion will be the example of women’s quotas, which are one of the most controversial recent gender equality policies. They are attached to problematic essentialist assumptions and effects, while at the same time being one of the most concrete and practical measures to break up patriarchal power structures. The following analysis will examine to what degree such policies can be justified in the name of strategic essentialism and furthermore discuss the limits of such a connection as well as the limits of identity politics in the name of strategic essentialism in general.

Keywords: strategic essentialism; anti-essentialism; promotion of women; women’s quota; Gayatri Chakravorty Spivak.

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Bibliographie: Kempf, Annegret: Frauenförderung und strategischer Essentialismus – Eine Analyse im Spannungsfeld von theoretischem Anspruch und politischer Praxis, FZG, 1-2016, S. 65-80.
https://doi.org/10.3224/fzg.v22i1.6

Literaturhinweise