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Celibate Women, the Construction of Identity, Karama (Dignity), and the “Arab Spring”

Lilia Labidi

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Abstract


Summary

Studies of the “Arab Spring” have tended to focus on the economic and political needs of youth, but have not addressed socio-psychological needs such as an unfulfilled desire for marriage and its social consequences. This article discusses the case of celibate women in Tunisia who, because of the high rate of youth unemployment and its social consequences, find it difficult to accomplish the rites of passage that would take them from childhood to adulthood and allow full integration into the community. In order to gain control over the self in a social context that was dominated by a dictatorial state, they have chosen a form of asceticism, wearing the hijab, reading the Qur’an, practicing daily fasting, and re-negotiating hudud – that is moral boundaries and legal limits that have long been a subject of wide debate and of social reforms; at the same time, they support women’s rights as expressed in Tunisia’s Personal Status Code. Particular attention is paid in this article to the political discourse after 2011 and efforts to construct a “moral personality.”

Keywords: Tunisia, celibate women, rituals, “Arab Spring”, Nahdha

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Zölibatär lebende Frauen, die Konstruktion von Identität, Karama (Würde) und der „Arabische Frühling“

Zusammenfassung

Untersuchungen über den „Arabischen Frühling“ tendieren dazu, die wirtschaftlichen und politischen Bedürfnisse Jugendlicher zu fokussieren, adressieren jedoch nicht ihre sozialpsychologischen Bedürfnisse, wie etwa den unerfüllten Heiratswunsch und dessen soziale Konsequenzen. Der Beitrag diskutiert den Fall zölibatär lebender Frauen in Tunesien, für die es aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit und daraus folgender Probleme schwierig ist, Übergangsrituale zu durchlaufen, die sie von der Kindheit ins Erwachsenendasein geleiten und ihnen die vollständige Integration in die Gemeinschaft ermöglichen würden. Um in ihrer durch den diktatorischen Staat dominierten Lebenswelt dennoch Selbstkontrolle zu erlangen, haben sie für sich eine Form der asketischen Lebensführung gewählt, indem sie den hijab tragen, den Koran lesen, das tägliche Fasten praktizieren und die hudud neu verhandeln – also die moralischen und rechtlichen Grenzen, die schon lang Gegenstand breiter Debatten und sozialer Reformen sind; gleichzeitig unterstützen sie die Frauenrechte, so wie sie in Tunesiens Familienrecht verankert sind. Der Beitrag widmet sich besonders dem hierauf bezogenen politischen Diskurs im ‚Arabischen Frühling‘ seit 2011 und dem Bemühen, eine „moralische Persönlichkeit“ zu entwickeln.

Schlüsselwörter: Tunesien, enthaltsame Frauen, Rituale, „Arabischer Frühling“, Nahdha

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Bibliographie: Labidi, Lilia: Celibate Women, the Construction of Identity, Karama (Dignity), and the “Arab Spring”, GENDER, 1-2017, S. 11-29. https://doi.org/10.3224/gender.v9i1.02


Literaturhinweise