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Blockierter Kulturwandel: Geschlechterpolitik im Finanzmarktkapitalismus

Max Lill, Andreas Heilmann

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Abstract


Zusammenfassung

Der Beitrag fragt auf der Basis einer empirischen Fallstudie in der Landesbank Berlin nach Ansatzpunkten und Barrieren für die Durchsetzung von mehr Geschlechtergerechtigkeit im Bankensektor. In einer integralen Perspektive auf Erwerbsarbeit und Leben werden sowohl strukturelle Bedingungen betrieblicher Gleichstellungspolitik und Organisationsentwicklung als auch Geschlechterarrangements und subjektive Handlungsorientierungen der von uns befragten Führungskräfte rekonstruiert. Unsere These lautet, dass insbesondere weibliche, zunehmend aber auch jüngere männliche Führungskräfte eine „reflexive Karriereorientierung“ ausbilden, innerhalb derer ein stärker egalitäres Geschlechterverhältnis sowie persönliche Gestaltungsspielräume in- und außerhalb der Erwerbsarbeit eingefordert werden. Daraus könnten neue Interessenkoalitionen für eine bessere betriebliche Anerkennung von Reproduktionsbedürfnissen erwachsen. Allerdings bleiben diese geschlechterpolitischen Potenziale angesichts des hohen Rendite- und Kostendrucks im chronisch krisenhaften Finanzmarktkapitalismus bisher blockiert.

Schlüsselwörter: Gleichstellung, Vereinbarkeit, Bankensektor, Führungskräfte, reflexive Karriereorientierung, Finanzmarktkapitalismus

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Blocked cultural change: Gender politics in financial market capitalism

Summary

Based on an empirical case study conducted in the Landesbank Berlin, this article seeks to uncover starting points for and barriers to enforcing gender equality in the banking sector. Taking a holistic perspective of gainful work and life, the structural conditions of in-company gender-equality politics and organizational development are reconstructed, as are the gender arrangements and subjective orientations of polled executives. Our thesis is that female executives in particular, but increasingly also young male executives, are developing a “reflexive career orientation” within which they are demanding more gender equality and personal scope to shape their life at work and outside of work. The result could be new coalitions within companies for gaining better recognition of reproductive needs. However, these potentialities for gender politics are still blocked in the face of strong pressure to cut costs and generate income in a financial market capitalism which is constantly in crisis.

Keywords: gender equality politics, compatibility, banking sector, executives, reflexive career orientation, financial market capitalism

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Bibliographie: Lill, Max/Heilmann, Andreas: Blockierter Kulturwandel: Geschlechterpolitik im Finanzmarktkapitalismus, GENDER, 2-2017, S. 106–121. https://doi.org/10.3224/gender.v9i2.08


Literaturhinweise