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Modi und Objekte politischer Kommunikation. Über Sprachspiele der Politik und den Vergleich von Deliberationsprozessen

Felix Heidenreich

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Abstract


Zusammenfassung

Die politikwissenschaftliche Deliberationsforschung kann heute auf ein breites Spektrum an empirischen Studien verweisen. In der Verflechtung zwischen theoretischen und empirischen Ansätzen hat dabei stets die Frage verschiedener Modi der Deliberation ein besonderes Maß an Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Von der idealtypischen Deliberation unter Laborbedingungen bis zum bargaining, story-telling und zur rhetorischen Manipulation in der Wirklichkeit lässt sich ein breites Spektrum von Verfahrensweisen unterscheiden. Die empirische Forschung konzentriert sich meist auf die Gelingensbedingungen von Deliberation: Gruppengröße, Gruppenzusammensetzung, Moderation oder Selbstorganisation, öffentlich oder nicht-öffentlich – all diese Faktoren, das „Wie“ der Deliberation, werden auf eine mögliche Korrelation mit dem Rationalitätsniveau der Deliberation befragt. Bewusst ausgeklammert blieb dabei meist die Frage, inwiefern die Themen, das „Was“ der Deliberation, die jeweiligen Modi mitbestimmen. Der Intuition, wonach beispielsweise die Deliberation über Wertfragen anders verlaufen wird als ein Austausch über Verteilungsfragen, versucht der Beitrag mit dem Vorschlag eines konzeptionellen Analyserasters gerecht zu werden, das es erlaubt, das komplexe Spiel zwischen Modi und Objekten der Deliberation zu durchleuchten. Wittgensteins Begriff des Sprachspiels wird dabei als konzeptioneller Rahmen zur Differenzierung von Sprachfeldern vorgeschlagen, die je eigene Argumentationslogiken implizieren. Aus dieser Perspektive ergibt sich zum einen ein spezifisches Verständnis des Sprachspiels der Politik; zum anderen eröffnet diese Heuristik die Möglichkeit, neben den Rahmenbedingungen und der Qualität von Deliberationsprozessen auch deren Objekte empirisch zu operationalisieren. Der Discourse Quality Index (DQI) könnte so durch einen Discourse Content Index (DCI) ergänzt werden.

Schlüsselwörter: Deliberation, Inhaltsanalyse, Sprachspiele, Deliberationsmodi, deliberative Demokratie

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Abstract

The research on deliberation in Political Sciences has produced a vast amount of very elaborated empirical studies. The different modes of deliberation have from the beginning attracted a specific interest in the debate between more theoretical approaches on the one hand and empirical research on the other hand. The vast range of different modes of deliberation starts with reason-giving in specific settings, includes mechanisms of bargaining in real-world deliberation and narrative techniques such as story-telling. It ends with sophisticated rhetorical manipulation at the other side of the spectrum. Large parts of contemporary studies have focused on the institutional settings and conditions of deliberation. A common aim is to capture the effects these elements have on the modes and results of deliberation. The question of how and to what degree the object, the topic of the debate, co-defines the modes of deliberation, has rarely been raised. This paper follows the basic intuition that, e.g., questions of values are being discussed in a fairly different way than for instance questions of distribution. By proposing a framework based on Wittgenstein’s concept of “language-games” the paper proposes to shed light on the complex interaction between modes and objects of deliberation and thereby hopes to inspire future empirical studies by delivering a framework which can be operationalized for empirical studies. The Discourse Quality Index (DQI) could thereby be complemented by a Discourse Content Index (DCI).

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Bibliographie: Heidenreich, Felix: Modi und Objekte politischer Kommunikation. Über Sprachspiele der Politik und den Vergleich von Deliberationsprozessen, ZPTh, 2-2016, S. 143-168. https://doi.org/10.3224/zpth.v7i2.01


Literaturhinweise