Wundmale der Postdemokratie. Zur gesellschaftlichen Bedingtheit von Verschwörungstheorien in der Pandemie
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Abstract
Zusammenfassung
In der Forschung zu Verschwörungstheorien zeigt sich, dass diese oftmals als ahistorisches Phänomen behandelt werden. Mit Rückgriff auf die Theorie des autoritären Charakters wird dagegen argumentiert, dass Verschwörungsmentalität eine charakterliche Disposition ist, die auf gesellschaftliche Ursachen zurückzuführen ist. Das Individuum muss die Kränkungen und Ohnmachtsgefühle, die es im kapitalistischen Konkurrenzkampf erfährt, durch eine gesteigerte narzisstische Besetzung des eigenen Charakters kompensieren, was vermehrt mithilfe identitätsstiftender Konsumpraktiken und der öffentlichen Performanz von Authentizität geschieht. Aktuell fallen aufgrund der Einschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie die Möglichkeiten dazu weg. Verschwörungstheorien stellen ein Mittel dar, diesen triebökonomischen Mangel auszugleichen.
Schlagwörter: Autoritärer Charakter; Narzisstischer Charakter; Verschwörungsmentalität; Coronaproteste; konformistische Rebellion
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Bibliographie: Forstenhäusler, Robin: Wundmale der Postdemokratie. Zur gesellschaftlichen Bedingtheit von Verschwörungstheorien in der Pandemie, Soziologiemagazin, 1-2021, S. 45-64.https://doi.org/10.3224/soz.v14i1.04