Verdrängte Ohnmacht. Widersprüchliche Subjektivierungen im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung

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Leon Kianzad

Abstract

Zusammenfassung

In von Wirtschaftskrisen und Wachstumsimperativen durchzogenen Zeiten fühlen sich immer mehr Menschen macht- und hilflos. Doch ebenso finden andere Erfüllung und Selbstverwirklichung in verschiedenen Arbeits- und Konsumweisen. Dieser Artikel verhandelt beide Erfahrungen als Ausdrücke eines ideologisch vorgeformten Alltagsbewusstseins und stößt dabei auf einen eigentümlichen Umstand: Alltägliche Selbst- und Weltverhältnisse sind von einer Dialektik der Verdrängung und Verzweiflung gezeichnet sind, in der die Weisen, wie gesellschaftlich verursachte Ohnmacht adressiert wird, in einem immanenten Verhältnis zu ihrer Normalisierung stehen. Individualistische Vorstellungen von Selbstverwirklichung und ihr Ausbleiben stellen dabei zentrale ideologische Komponenten der Aufrechterhaltung kapitalistischer Verwertungslogiken dar. Psychische, soziale, ideologische und medikamentöse Verdrängungsmechanismen verbergen zugleich Ohnmachtsgefühle im Alltagsbewusstsein. Sich mit einer Analyse dieses Zustandes nicht zufriedengebend, zielt das letzte Kapitel darauf ab, Wege aus diesem Umstand hinauszufinden. Ein erster Schritt, so wird argumentiert, besteht im Eingestehen der Ohnmacht und in der Anerkennung und im Erleben der von ihr ausgelösten Affekte: Der eigenen Angst, Hemmnis, Verzweiflung, Bedrängnis und Erschöpfung zu begegnen und dies in Zusammenschluss mit anderen zu tun, eröffnet Wege hin zu einer transformativen Souveränität.

Schlagwörter: Kritische Theorie; Affekte; Sozialpsychologie; Subjektivierung; Verdrängung; Kapitalismus

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Bibliographie: Kianzad, Leon: Verdrängte Ohnmacht. Widersprüchliche Subjektivierungen im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, Soziologiemagazin, 1-2024, S. 50-76. https://doi.org/10.3224/soz.v17i1.04

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Veröffentlicht: Februar 2025