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„Sie ham mir ein Gefühl geklaut …“. Queer-feministische Perspektiven auf Bewegungen zwischen Sex und Gefühl

Benno Gammerl, Volker Woltersdorff

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Dieser Artikel entwirft eine Genealogie der Mobilisierung des Gegensatzes von Sex und Gefühl durch sexualpolitische Emanzipationsbewegungen, um die Auseinandersetzung um den affective turn in den Queer Studies und die begrifflichen Distink-tionskämpfe um Emotion und Affekt besser zu verstehen. Wir behaupten, dass sich diese an der Körper-Geist-Dichotomie abarbeiten und jeweils unterschiedlich Position beziehen. Die Schwulenbewegung der 1970er Jahre forderte die Befreiung der körperlichen Bedürfnisse und grenzte sich von der geistigen Überhöhung gleichgeschlechtlicher Liebe ab, mit der sich die Homophilen der Nachkriegszeit vom Sex distanzierten. In den 1980er Jahren warfen der sexpositive Feminismus und Teile der Lesbenbewegung ihren Vorgängerinnen vor, Sex als männliche Domäne dämonisiert und verdrängt zu haben. Seit der Jahrtausendwende kamen in den Debatten um die Anerkennung homosexueller Partner- und Elternschaften einerseits und dem Beharren auf der subversiven Kraft des Sexuellen andererseits weitere Variationen dieses Gegensatzes ins Spiel. Wir plädieren dafür, diese theoretischen und politischen Oppositionen zu historisieren und zu relativieren, ohne die treibende Kraft radikaler Alterität ganz aufzugeben.

Schlagwörter: Affective Turn; Körper-Geist-Dichotomie; Homosexuelle Emanzipations-bewegungen; Sexualisierung; Emotionalisierung.

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“They nicked a feeling from me …” Queer-feminist perspectives on movements between sex and feeling

Abstract

This article sketches a genealogy of how the opposition between sex and feeling has been mobilized by sexual emancipatory politics. The authors aim at better understanding the debate around the “affective turn” within Queer Studies and the controversy on the distinction between emotion and affect. The authors argue that these efforts work through the mind/body dichotomy, assuming different positions accordingly. The gay liberation movement of the 1970s claimed to free bodily needs and condemned the idealization of same sex love, by which the post-war homophile movement distanced itself from sex. In the 1980s sex-positive feminists and parts of the lesbian movement accused their forerunners of having demonized and repressed sex as a male domain. Since the turn of the millennium the debates on the recognition of homosexual civil unions and parenthood, on the one hand, and the insistence on the subversive power of the sexual, on the other hand, have introduced further variants of this dualism. The authors advocate historicizing and relativizing these theoretical and political oppositions, yet without abandoning the moving force of radical alterity.

Keywords: affective turn; body/mind dichotomy; homosexual emancipation movements; sexualization; emotionalization.

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Bibliographie: Gammerl, Benno/Woltersdorff, Volker: „Sie ham mir ein Gefühl geklaut …“. Queer-feministische Perspektiven auf Bewegungen zwischen Sex und Gefühl, FZG, 2-1014, S. 27-41.
https://doi.org/10.3224/fzg.v20i2.17133

Literaturhinweise