Spärliche Solidaritäten – Erfahrungen autonomer Aushandlungen sexualisierter Gewalt in den 1980er-Jahren

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Nina Fraeser

Abstract

Zusammenfassung

Der Artikel greift in Vergessenheit geratene Suchbewegungen im Umgang mit sexualisierter Gewalt innerhalb der westdeutschen autonomen Bewegung der späten 1980er-Jahre auf, um diese im Kontext aktueller feministisch-abolitionistischer Perspektiven zu diskutieren. Geprägt durch feministische Politiken, der radikalen Ablehnung von Staatlichkeit, sowie einem hohen Grad an Selbstorganisierung des gesamten Lebens, erprobten Gruppen in der antifaschistischen und autonomen Szene unabgeschlossene Alternativen (McLeod 2013) dazu, wie sexualisierte Gewalt in strafrechtlichen Institutionen verhandelt wird. Die Forschung analysiert mittels bewegungshistorischer Dokumente aus den Jahren 1987/88 eine multilokale Debatte, in der nach Möglichkeiten eines politischen Umgangs mit Gewalt gerungen wurde. In den ausgewerteten Beiträgen wird das Ideal praktischer Solidarität als gemeinsame und verantwortungsvolle Handlungsfähigkeit beschrieben, die sich sowohl an strukturellen Veränderungen autonomer Kollektive orientiert, als auch an den Bedürfnissen von Gewalt betroffener Personen.

Schlagwörter: Sexualisierte Gewalt, Antifaschismus, Kollektivität, Abolitionismus, Transformative Gerechtigkeit

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Sparse Solidarities – Experiences with Collective Responses to Sexual Violence in 1980s Autonomous Movements

Abstract

The article narrates a West German autonomous social movement debate from the late 1980s on collective approaches to sexual violence. It discusses the documented attempts at collective agency and accountability in the context of current feminist abolitionist politics. The emerging anti-fascist and autonomous political scenes and the squatting movement were characterized by a high degree of self-organization in all spheres of everyday life. The influence of feminist politics, combined with a radical rejection of ‘the state’, brought about unfinished alternatives (McLeod 2013) to the way sexual violence is dealt with in penal institutions. An analysis of archival documents from 1987/88 reveals struggles around practical solidarity and what it means, following incidents of violence within collectives. Feminist collectivities pushed in the debate for practical solidarity as a form of responsible and collective agency, arguing that actions should be orientated towards structural changes in autonomous groups and spaces as well as towards the needs of people affected by violence.

Keywords: Sexual Violence, Antifascism, Collectivity, Abolitionism, Transformative Justice

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Bibliographie: Fraeser, Nina: Spärliche Solidaritäten – Erfahrungen autonomer Aushandlungen sexualisierter Gewalt in den 1980er-Jahren, FZG – Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien, 2024, S. 29-46.
https://doi.org/10.3224/fzg.v30i1.03

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Veröffentlicht: Oktober 2024