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Herausforderungen und Konsolidierungen. Biographische Selbstreflexionen über Jugend und Lebensmitte in einer Kohorte ehemaliger Gymnasiasten

Heiner Meulemann, Klaus Birkelbach

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Abstract


Zusammenfassung

Geprüft werden vier Hypothesen zur Entwicklung der biographischen Selbstreflexion von der Jugend bis zur Lebensmitte. Nach der Konsolidierungshypothese sollten die Häufigkeiten der biographischen Selbstreflexion insgesamt zurückgehen, da die Herausforderungen zur Selbstreflexion mit dem Übergang von der Identitätsbildung in der Jugend zur Identitätswahrung im Erwachsenenleben zurückgehen. Nach der Vertiefungshypothese sollten biographische Selbstreflexionen über Entscheidungen zurückgehen, über Ereignisse konstant bleiben und über Entwicklungen zunehmen, da Entscheidungen vor allem zu Anfang der beruflichen Laufbahn getroffen werden, Ereignisse zu jeder Zeit auf das Leben einwirken und Entwicklungen sich langfristig anbahnen. Nach der Vergewisserungshypothese sollten negative Reflexionen abnehmen, da die Risiken des Lebenslaufs mit der Zeit geringer werden. Nach der Verlagerungshypothese sollten Reflexionen über frühe Phasen zurückgehen und Reflexionen über spätere Phasen zunehmen, da im beruflichen wie privaten Lebenslauf Phasen einander als Zweck und Mittel folgen. Untersuchungsgruppe ist eine Kohorte ehemaliger Gymnasiasten von 1970 im 30., 43. und 56. Lebensjahr. Die Hypothesen werden nicht oder nur partiell bestätigt. Entgegen der Konsolidierungshypothese bleibt die biographische Selbstreflexion insgesamt konstant. Mit Blick auf die Vertiefungshypothese bewegt sie sich von Entscheidungen nicht zu Entwicklungen, sondern zu Ereignissen. Entgegen der Vergewisserungshypothese gehen negative Reflexionen nicht zurück. Mit Blick auf die Verlagerungshypothese werden frühe Phasen nur im beruflichen Lebenslauf häufiger reflektiert als späte, nicht aber im privaten Lebenslauf.


Literaturhinweise