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Erinnerung als Waffe der Dekolonisierung. Kunst und Studentinnen-Bewegung im heutigen Südafrika

Ksenia Robbe

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Abstract


Zusammenfassung

Beim Beobachten derzeitiger Protestbewegungen in der Postkolonie, besonders solchen von Studierenden, die die Ungleichheit auf dem Campus und in Gesellschaften allgemein thematisieren, lässt sich die Rolle der Kunst bei der Sichtbarmachung der verknüpften Formen des Kolonialismus und des Kapitalismus nicht übersehen. Diese Repräsentationen verleihen nicht nur abstrakten Ideen Sichtbarkeit, sie beinhalten zudem auch symbolische Repertoires, um Regime der Kolonialität anzugehen. Indem sie Erinnerungen an Kolonialisierung, Sklaverei und die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte wachrufen, machen sie die kolonialen Ursprünge der heutigen sozialen Beziehungen sichtbar. Der Artikel reflektiert den Einsatz der Erinnerung anhand von poetischen und visuellen Praktiken, die 2015 Teil der Bewegungen #RhodesMustFall und #FeesMustFall an der Universität Kapstadt waren. Der Artikel argumentiert, dass heutige Erinnerungspraktiken ähnlich wie in früheren Beispielen von Kunst und Gedichten der Anti-Apartheid-Bewegung ein neues kollektives Narrativ zu erschaffen versuchen – in diesem Fall ein alternatives Erinnern der Transition der 90er Jahre. Allerdings verdeutlicht in diesen Darstellungen die Erinnerung der Kolonialisierung die täglichen Schwierigkeiten, eine Identität auszubilden und Handlungsfähigkeit auszuüben; sie sensibilisieren für die Anstregungen, die beim Ausbilden neuer Identitäten auf den Ruinen der alten unternommen werden müssen.

Schlagwörter: Studentinnen-Bewegungen, Kunst, Poesie, kollektives Gedächtnis, Dekolonisierung

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Abstract

When observing contemporary protest movements in the post-colony, particularly those led by students and addressing issues of equality on campuses and in societies at large, one cannot circumvent the role of art in making visible the interlinking forms of colonialism and capitalism. Not only do artistic representations lend particular visibility to abstract ideas, but they also provide symbolic repertoires for tackling regimes of coloniality. They often do so by evoking memories of colonisation, slavery and the exploitation of cheap labour, revealing the colonial roots of social relations today. Focusing on the poetic and visual practices that were part of the #Rhodes Must Fall and #Fees Must Fall movements at the University of Cape Town during 2015, this article reflects on the uses of memory in such projects. Similarly to the earlier anti-apartheid examples of art and poetry, the paper argues that contemporary memory practices aim to create a new collective narrative – in this case, an alternative memory of the 1990s transition. However, in these performances, the memory of colonisation elucidates the present-day difficulties of forming an identity and exercising agency; it cautions one of the efforts to be invested into forging new collective identities on the ruins of the old.

Keywords: student movements, art, poetry, collective memory, decolonisation.

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Bibliographie: Robbe, Ksenia: Erinnerung als Waffe der Dekolonisierung. Kunst und Studentinnen-Bewegung im heutigen Südafrika, PERIPHERIE, 3-2016, S. 432-454. https://doi.org/10.3224/peripherie.v36i144.25716


Literaturhinweise