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Die Bedeutungen von tubaabité. Rassismuskritische Perspektiven auf das postkoloniale Dakar

Céline Barry

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Abstract


Zusammenfassung

Weiße Herrschaft stellt auch nach dem formalen Ende von Kolonialherrschaft eine Realität dar, mit der sich Afrikaner*innen in ihrem Alltag auseinandersetzen müssen. Trotzdem bleibt die Forschung zu rassistischen Strukturen in gegenwärtigen Afrikanischen Kontexten marginal. Dieser Beitrag geht der Frage nach, inwieweit kolonial-rassistische Verhältnisse die heutige Dakarer Gesellschaft strukturieren. Auf der Basis einer empirischen Analyse Schwarzer Perspektiven erforsche ich die Bedeutungen des Begriffs „tubaab“, der zum alltäglichen senegalesischen Sprachgebrauch gehört und ‚den Kolonisierer’ in seinen multiplen Facetten adressiert. Tubaab bezeichnet weißsein und/oder Westlichsein. Darüber hinaus wird tubaab mit Schwarzen und anderen People of Color assoziiert, um auf Situationen kultureller Assimilation und der Mitwirkung an (Re-)Kolonisierungsprozessen hinzudeuten. So erweist sich das Konzept der tubaabité als fruchtbar, um rassifizierte Hierarchien in Dakar in ihrer intersektionalen Komplexität zu thematisieren. Meine Analyse hebt die Notwendigkeit einer Forschungspraxis hervor, die Artikulationen rassistischer Herrschaft in ihren spezifischen Machtkontext einbettet und berücksichtigt, dass die uns zur Verfügung stehenden rassismuskritischen Konzepte neuen, sich wandelnden postkolonialen Wirklichkeiten angepasst werden müssen.

Schlagwörter: weißsein, Rassismus, Kolonisierung, Postkolonie, Grounded Theory, tubaab, Senegal, Dakar

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Abstract

The legacy of white supremacy remains a reality Africans must deal with in their daily lives. Nonetheless, the academic inquiry of race in African contexts remains marginal. This article analyses how racial hierarchies structure contemporary Dakar’s society. Departing from an empirical analysis of Black perspectives, the article explores the usage of the term “tubaab” which belongs to the Senegalese common vocabulary and addresses “the coloniser” in its multiple manifestations. Tubaab designates whiteness and/or westernness. Furthermore, it is attributed to Blacks and other People of Color to describe issues of cultural assimilation and of the participation in processes of (re-)colonisation. Thus, tubaabité reveals to be a fruitful means by which to discuss racial hierarchies within Dakar in all of their intersectional complexities. The analysis highlights the necessity to embed explorations of the articulations of racial domination in the context of specific power constellations, whilst being sensitive to the fact that our concepts of race in changing times and spaces need to be readapted to new postcolonial realities.

Keywords: whiteness, racism, colonization, postcolony, Grounded Theory, tuubab, Senegal, Dakar

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Bibliographie: Barry, Céline: Die Bedeutungen von tubaabité. Rassismuskritische Perspektiven auf das postkoloniale Dakar, PERIPHERIE, 2-2017, S. 162-191. https://doi.org/10.3224/peripherie.v37i2.02

Literaturhinweise