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„Das dürfte in Europa eigentlich nicht passieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens

Sarah Then Bergh, Siba N'Zatioula Grovogui

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Abstract


Zusammenfassung

Dieser Beitrag soll ein Plädoyer von Eliten des globalen Südens, insbesondere von führenden Politiker:innen und Meinungsmacher:innen in Afrika, aufgreifen, um der Debatte über den russischen Einmarsch in der Ukraine im Rahmen größerer Fragen zur internationalen Ordnung und den damit verbundenen Sicherheitssystemen eine andere Wendung zu geben. Dementsprechend geht der Artikel den zeitgenössischen Artikulationsformen der afrikanischen Blockfreiheit nach, die die Frage der Rechte der Ukraine, die Anliegen Russlands und die Ambitionen der NATO als drei separate Fragen betrachten, welche nicht miteinander vermengt oder als moralisch und rechtlich untrennbar zusammengeworfen werden dürfen. Obwohl solche Ansichten mit internationalen Normen und dem Grundsatz eines auf Regeln basierenden internationalen Systems im Einklang stehen, haben sie europäische Analytiker:innen verwirrt und amerikanische Politiker:innen verärgert, die davon ausgehen, die Führung Europas und des Westens sei von globalem normativem Nutzen, wenn nicht gar ein wünschenswertes universelles Gut. Dies hat zum falschen Vorwurf afrikanischer Gleichgültigkeit gegenüber der Ukraine geführt, der wenn auch nicht ausdrücklich, sondern unterschwellig den Gegensatz zwischen einem zivilisierten, liberal-demokratischen Europa und einem Afrika wiederholt, welches die Bedeutung von internationaler Moral, Recht und Sicherheit noch nicht verstanden habe. Gegen dieses falsche Urteil versucht der Beitrag, die konkurrierenden Erinnerungen und Lehren der afrikanischen Eliten aus der Geschichte zu beleuchten, die weder Teil des europäischen/westlichen noch des russischen Common Sense sind.

Schlagwörter: Bündnisfrei, Globaler Süden, Internationale Sicherheitsordnung, NATO, Russland-Ukraine-Krieg

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This Shouldn‘t Happen in Europe: The Problem of International Thought Seen from the Global South

Summary

This paper aims to revisit a plea by global south elites, particularly leaders and opinion-makers in Africa, to recast the debate around the Russian invasion into Ukraine along the axis of larger questions about the international order and attendant security systems. Accordingly, the article traces contemporary articulations of African non-alignment, which have held the question of Ukraine rights, Russian concerns, and NATO ambitions as three separate questions that are not to be confused or confl ated as morally and legally indivisible. Though consistent with international norms and the principle of a rule-based international system, such views have confused European analysts and angered US policymakers opera ting on the predicate that the guidance of Europe and the West is of global normative utility, if not a desirable universal good. This has led to a false charge of African indiff erence toward Ukraine, exemplified in the repeated, if insinuated, contrast between a civilized liberal democratic Europe and an Africa that has yet to understand the stakes of international morality, law, and security. Against this misinformed judgement, the paper seeks to illuminate the competing memories and lessons of histories that African elites hold, which are neither part of the European/Western nor Russian commonsense.

Keywords: global south, International Security Regimes, NATO, nonalignment, Russia-Ukraine conflict

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Bibliographie: Then Bergh, Sarah/Grovogui, Siba N'Zatioula: „Das dürfte in Europa eigentlich nicht passieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, Nr. 169+170 (1-2023), S. 11-45. https://doi.org/10.3224/peripherie.v43i1.02

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Open-Access-Lizenz: Dieser Beitrag ist ab dem 31.08.2023 im Open Access unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung 4.0 International) verfügbar. Weitere Informationen zur Lizenz und den Nutzungsbedingungen finden Sie hier.


Literaturhinweise