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Politische Kultur als das Andere der kommunikativen Vernunft. Stellenwert und Konzept ‚politischer Kultur‘ in Jürgen Habermas’ Theorie der deliberativen Demokratie

Wilhelm Hofmann

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Abstract


Zusammenfassung

Jürgen Habermas verwendet in seiner Theorie der deliberativen Demokratie ein ambivalentes Konzept von politischer Kultur, das zu einigen Widersprüchen führt. Einerseits sind in seiner Theorie die Bereiche der ästhetischen und kulturellen Kommunikation nicht rational im Sinne der kommunikativen Rationalität. Auf der anderen Seite ist Kultur unverzichtbare Quelle von Solidarität und sozialem Sinn, die für Kommunikation und demokratische Entscheidungen unverzichtbar sind. In modernen Gesellschaften wird dieser Widerspruch ein zentrales Problem. Sinn und Solidarität werden dort durch eine beschleunigte soziale und politische Kommunikation verbraucht und die kulturelle Differenz auf nationaler und transnationaler Ebene machen konsensuelle Entscheidungen immer unwahrscheinlicher. Indem Habermas in seinen neueren Schriften Religion als einzige Ersatzquelle von Solidarität und sozialem Sinn einführt, folgt er der Tradition der Kritischen Theorie und vernachlässigt andere mögliche Quellen des sozialen Sinns.

Schlüsselwörter: Deliberation, deliberative Politik, Solidarität, Habermas, politische Kultur

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Abstract

Using a very ambivalent concept of political culture, Jürgen Habermas’ theory of deliberative democracy runs into contradictions of pressing relevance. On the one hand, his model of communicative action, as well as his theory of political deliberation excludes cultural and aesthetical communication from being rational in the strict sense of communicative rationality. On the other hand, he emphasizes the importance of the cultural sources of meaning and solidarity, which are indispensable for communication and democratic decisions. In modern societies this dichotomy becomes a vital problem. Sense and solidarity are consumed by accelerated social and political communication, and cultural diversity on the national and transnational level makes consensual decisions more and more unlikely. By introducing religion as the only compensatory resource for solidarity and meaning, Habermas, in his recent writings, neglects – following the tradition of Critical Theory – other possible sources of social sense.

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Bibliographie: Hofmann, Wilhelm: Politische Kultur als das Andere der kommunikativen Vernunft. Stellenwert und Konzept ‚politischer Kultur‘ in Jürgen Habermas’ Theorie der deliberativen Demokratie, ZPTh, 2-2013, S. 211-228. https://doi.org/10.3224/zpth.v4i2.15366


Literaturhinweise