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Proactive versus Reactive Sexual and Reproductive Health Rights: A Comparative Case Study Analysis of Morocco and Tunisia

Ginger Feather

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Abstract


Abstract

Morocco and Tunisia, two progressive Muslim-majority countries, took vastly different approaches to women’s sexual and reproductive health rights (SRHR). Sharing a French colonial past and Maliki Islamic tradition, Tunisia is an emerging democracy with a long history of top-down women’s rights advances and state-promoted SRHR. Tunisian women have benefitted from SRH education, access to contraception, emergency contraception, and state-funded first trimester abortion. Tunisia targets vulnerable populations, including unmarried, minor, rural, and poor women, with special clinics and subsidies. Finally, Tunisia holds men responsible for children they father outside of wedlock. In contrast, Morocco’s bottom-up feminist-driven approach to SRHR, including access to contraception, emergency contraception, and abortion, is circumscribed and exclusionary, targeting married couples. The criminalization of extramarital sexual relations and most abortions force single women with unwanted pregnancies to resort to unsafe abortion. Moroccan men who father children outside of marriage enjoy legal impunity from paternal responsibilities. Nevertheless, the recent rise of Islamic parties in both countries poses a potential threat to Tunisia’s proactive laws and policies governing SRHR, while adding another obstacle to adequate SRHR provision in Morocco.

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Proaktive versus reaktive sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte: Eine vergleichende Fallstudie zu Marokko und Tunesien

Zusammenfassung

Die beiden progressiven Länder Afrikas mit muslimischer Mehrheit, Tunesien und Marokko, zeichnen sich durch enorme Unterschiede in ihren reproduktiven Rechten und Maßnahmen aus. Geprägt von sowohl einer französischen Kolonialherrschaft als auch von einer malikitisch ausgerichteten Tradition des Islams, ist Tunesien heute eine aufstrebende Demokratie mit einer langen Geschichte Top-Down geprägter Fortschritte bei Frauenrechten und staatlich geförderter Reproduktionspolitik. Tunesische Frauen erhalten Bildungsmaßnahmen im Bereich reproduktiver Rechte, Zugang zu Verhütungsmitteln und Notfallverhütung sowie staatlich finanzierte Unterstützung bei Abtreibung im ersten Trimester einer Schwangerschaft. Mit ihrem Angebot spezieller Kliniken und Zuschüsse zielt Tunesien auf gefährdete Gruppen wie unverheiratete, minderjährige, ländlich lebende und arme Frauen. Nicht zuletzt müssen Männer das Sorgerecht für von ihnen außerehelich gezeugte Kinder übernehmen. Im Gegensatz dazu zeichnet sich Marokko durch einen von feministischen Gruppen betriebenen Bottom-Up-Ansatz aus. Zugang zu Verhütungsmitteln, Notfallverhütung und Abtreibung ist begrenzt und nur für verheiratete Frauen möglich. Außereheliche sexuelle Beziehungen werden kriminalisiert und in den meisten Fällen müssen ungewollt schwangere Frauen auf unsachgemäß vorgenommene Abtreibungen zurückgreifen. Marokkanischen Männern, die außereheliche Kinder zeugen, wird hingegen Befreiung von rechtlicher Verantwortung und Straffreiheit zugestanden. Der jüngste Aufstieg islamischer Parteien in beiden Ländern stellt jedoch eine Bedrohung für Tunesiens proaktive Rechte und Maßnahmen dar und ein weiteres Hindernis für die Sicherstellung adäquater reproduktiver Rechte in Marokko.

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Bibliographie: Feather, Ginger: Proactive versus Reactive Sexual and Reproductive Health Rights: A Comparative Case Study Analysis of Morocco and Tunisia, Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 2-2020, S. 76-89. https://doi.org/10.3224/feminapolitica.v29i2.07


Literaturhinweise