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Impfdiplomatie als Ausdruck globaler Solidarität? Internationale Kooperation in der Pandemiebekämpfung zwischen Egoismus und Gerechtigkeit

Alexander Brand, Hannah Sofie Schöninger

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Abstract


Zusammenfassung

Der Begriff „Impfdiplomatie“ erfreut sich seit Beginn der Corona-Krise und den einsetzenden Maßnahmen zu ihrer Eindämmung neuer Beliebtheit. Politik, Medien und Wissenschaft richten ihre Aufmerksamkeit dabei auf Aktivitäten von Staaten (u.a. China, Russland, Indien und die USA) und Staatenbünden wie der EU, die auf die Beschaffung und Verteilung von Impfpräparaten an bedürftige Länder sowie das Ausrollen von Impfkampagnen dort gerichtet sind. Ebenso fallen darunter diplomatische Initiativen, die auf die Schaffung globaler Verteilungsmechanismen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gerichtet sind, vor allem COVAX. Unser Artikel diskutiert, welchen Beitrag diese Anstrengungen mit Blick auf ein Mehr an Impfgerechtigkeit potenziell besitzen und bis dato entfaltet haben. Eine solcherart an Bedürfniskriterien orientierte Verteilung könnte dabei auch als solidarisch charakterisiert werden. Basierend auf einer Analyse von Motivlagen und daraus bisher resultierenden Wirkungen von Impfdiplomatie kommen wir zu dem Schluss, dass geopolitische, Image- und wirtschaftliche Interessen einem Mehr an Impfgerechtigkeit im Wege stehen. Grassierender Impfnationalismus sowie die hinter den Erwartungen zurückbleibende COVAX-Initiative lassen auch für die nähere Zukunft befürchten, dass globale Ungleichheiten durch Impfdiplomatie eher noch verstärkt denn eingeebnet werden.

Schlagwörter: COVAX-Initiative, Geopolitik, Impfdiplomatie, Impfgerechtigkeit, Solidarität

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Vaccine Diplomacy as an Instance of Global Solidarity? Cooperation in the International Fight against the COVID-19 Pandemic between Selfishness and Equity

Summary

As an effect of global efforts to address the COVID-19 pandemic, notions of “vaccine diplomacy” have attained a newfound popularity in academic, policy, and media discourses. Focusing on this domain, this article assesses to what extent the practices of states are contributing to more vaccine equity, i.e. a fairer distribution of and access to vaccines. Such equity could be interpreted as resulting from strengthened solidarity. Vaccine diplomacy encompasses eff orts of states, such as China, Russia, India, or the United States, as well as the European Union as a collective actor, in procuring vaccines on behalf of, and lending financial support for vaccination campaigns to, countries in need. Diplomatic initiatives aimed at the establishment of global mechanisms to fight against the COVID-19 pandemic, most notably COVAX, have also been subsumed under this rubric. This article discusses the different motivations behind vaccine diplomacy and their impact on global vaccine distribution so far. The analysis reveals that geopolitical, reputational, and commercial goals have had an ambiguous effect on vaccine equity. Moreover, with, at times rampant, vaccine nationalism, and the COVAX-initiative so far lagging behind its ambitions, global structural asymmetries have been reinforced rather than mitigated.

Keywords: COVAX initiative, geopolitics, vaccine diplomacy, vaccine equity, solidarity

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Bibliographie: Brand, Alexander/Schöninger, Hannah Sofie: Impfdiplomatie als Ausdruck globaler Solidarität? Internationale Kooperation in der Pandemiebekämpfung zwischen Egoismus und Gerechtigkeit, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, Nr. 164 (3-2021), S. 405-436. https://doi.org/10.3224/peripherie.v41i4.03

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Literaturhinweise