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Liebe in Zeiten der Vertragsarbeit. Rassismus, Wissen und binationale Beziehungen in der DDR und Ostdeutschland

Johanna M. Wetzel, Marcia C. Schenck

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Rassismus in der DDR und den neuen deutschen Bundesländern wurde und wird noch immer überwiegend durch einen analytischen Fokus auf die weiße, ostdeutsche Mehrheitsgesellschaft erforscht. Im Vordergrund dieses Artikels stehen hier jedoch die oral histories mosambikanischer und angolanischer Vertragsarbeiter*innen, die zwischen 1978 und 1990 in der DDR arbeiteten, lebten und liebten, sowie ihrer in Ostdeutschland geborenen mixed-race-Kinder. Obwohl alltägliches rassistisches Wissen, Staatsinteressen und die Solidaritätsdoktrin binationale Beziehungen zwischen Vertragsarbeiter*innen und DDR-Bürger*innen einschränkten, lebten sie ihre Beziehungen selbstbestimmt, nutzten Handlungsspielräume in ihrem Interesse aus und maßen ihren Beziehungen subjektive Bedeutung innerhalb ihrer eigenen, intersektionalen Wissenshorizonte bei. Die Widerstandsstrategien der zweiten Generation schließen die Suche nach dem mosambikanischen Elternteil und die Neuverhandlung der Beziehungen mit ostdeutschen Familienmitgliedern ein. Gemeinsam beleuchten die Erinnerungen beider Generationen die Wirkungsweisen rassistischen Wissens vor und nach 1990 aus einem konkreten, nicht-weißen Fokus und werfen dabei neue Fragen und Herausforderungen für die DDR-Rassismusforschung auf.

Schlagwörter: Ostdeutschland, DDR, Angola, Mosambik, Vertragsarbeiter*innen, rassistisches Wissen, binationale Beziehungen

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Love in Times of Socialist Solidarity. Racism, Knowledge and Mixed-Race Relationships in East Germany

Summary

Research on East German racism before and after 1990 continues to focus on the experiences of the white majority. This paper focuses on the oral histories of Mozambican and Angolan worker trainees who came to the German Democratic Republic (GDR) between 1978-1990 to work, live, and love, and those of the mixed-race children who emerged from their relationships to East German women. The racial knowledge pervading social interactions, state interests, and socialist notions of solidarity, limited the ability of the workers to freely live in mixed-race relationships, but never fully determined their experiences. Instead, Mozambican and Angolan worker-trainees exerted some degree of agency, pursued individual agendas, and resisted their racially constructed positions, in part through engaging in mixed-race relationships. While their children experienced racialised stereotypes much earlier in their biographies, they too were able to challenge and resist East German racist knowledge. Their strategies often took them on journeys searching for their Mozambican parent and of challenging close East German family members. Together, the oral histories of both generations before and after 1990 illuminate the complex ways in which racist knowledge operates and bring up new questions and challenges to existing research on racism in (East) Germany.

Keywords: East Germany, GDR, Angola, Mozambique, contract labourers, racialized knowledge, binational relationships

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Bibliographie: Wetzel, Johanna M./Schenck, Marcia C.: Liebe in Zeiten der Vertragsarbeit. Rassismus, Wissen und binationale Beziehungen in der DDR und Ostdeutschland, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, Nr. 165+166 (1-2022), S. 31-55. https://doi.org/10.3224/peripherie.v42i1.03

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Literaturhinweise