Intersektionale Ausschlüsse im Gewebe von Ökonomisierung, „Rasse“ und Geschlecht. Empirische Perspektiven aus der Altenpflege in Dresden

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Monique Ritter

Abstract

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Altenpflege und den nationalökonomischen Bestrebungen, Migrant*innen für die Pflegeberufe zu gewinnen, nimmt der Beitrag eine mögliche herkunftsdiverse Zusammenarbeit im Handlungsfeld der häuslichen Altenpflege in der Stadt Dresden in den Blick. Auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse betrachte ich das Verhältnis von Rassismus und Kapitalismus (in Form von Ökonomisierungszwängen) und frage danach, wie sich diese Herrschaftsverhältnisse im beruflichen Alltag der Altenpflege artikulieren. Dieser Fragestellung näher ich mich aus materialistisch informierten Perspektiven rassismuskritischer Theorie und Forschung. Es wird aufgezeigt, wie sich Rassifizierung und Ökonomisierung kontextspezifisch miteinander verschränken können, sodass sich gegenüber migrantischen Arbeiter*innen ein Ausschlussbegehren manifestiert. In dieser Gemengelage werde ich Einblicke eröffnen, wie die Differenzlinien ‚Rasse‘ und Geschlecht am Beispiel von als Schwarz oder muslimisch und männlich gelesenen Altenpflegekräften intersektional zusammenwirken und geschlechtsspezifisch-rassifizierte Ausschlüsse herstellen und verstärken. Der Beitrag veranschaulicht, wie rassistischer Ausschluss in den Dienst genommen werden kann, die Mehrwertrealisierung (vermeintlich) abzusichern. Auch wenn Rassismus und Kapitalismus in ihrer Genese eng miteinander verwoben waren und die Kategorie ‚Rasse‘ geschaffen wurde, um das imperiale Streben nach Ausbeutung und Aneignung zu plausibilisieren, verfügt der Rassismus nunmehr über eine relative Autonomie. Rassismus und Kapitalismus gehen nicht ineinander auf; vielmehr beeinflussen sie einander wechselseitig und wirken in konkreten Situationen auf spezifische Art und Weise zusammen.

Schlagwörter: Rassifizierter Kapitalismus, Rassismus, Intersektionalität, Ökonomisierung, Altenpflege, Geschlecht, männlich, Ausschluss

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Intersectional Exclusions Entangled in Economisation Constraints, Race and Gender – Empirical Perspectives from Older People’s Care in Dresden

Abstract

Given the shortage of skilled workers in elderly care and the national economic eff orts to recruit migrants for nursing professions, this paper focuses on the possibility of collaboration with Black and People of Colour in the fi eld of domiciliary care in the city of Dresden. Based on current research fi ndings, I examine the relationship between racism and capitalism (in the form of economic constraints) and explore how these power dynamics are articulated in the professional working routine of elderly care. I approach this question from materialist-informed perspectives of critical race theory. I show how racialisation and economisation can interlock contextually, resulting in a desire for exclusion towards migrant workers. In this complex situation, I provide insight into how race and gender intersect, exemplified by elderly care professionals perceived as Black or Muslim and male, thus producing and reinforcing gender-specific racialised exclusions. This paper illustrates how racist exclusion can seemingly be utilised to secure a capitalist mode of production. Even though racism and capitalism were closely intertwined in their genesis and the category of race was created to legitimise imperial aspirations for exploitation and appropriation, racism now has relative autonomy. Racism and capitalism do not merge into one another; rather, they mutually influence each other and interact in specific ways in concrete situations.

Keywords: racial capitalism, racism, intersectionality, economisation, older people´s care, elderly care, nursing, gender, male, exclusion

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Bibliographie: Ritter, Monique: Intersektionale Ausschlüsse im Gewebe von Ökonomisierung, „Rasse“ und Geschlecht. Empirische Perspektiven aus der Altenpflege in Dresden, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, Nr. 176 (3-2024), S. 501-519. https://doi.org/10.3224/peripherie.v44i3.06

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Veröffentlicht: März 2025