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Für einen anti-integratorischen Imperativ

Johannes Kögel

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Abstract


Zusammenfassung

Integration ist ein Allgemeinplatz geworden. Er funktioniert als Erwartungshaltung gegenüber Migrant*innen. Begriffsanalytisch betrachtet impliziert Integration Annahmen, die in ihrer Anwendung auf die heutige Gesellschaft zu Paradoxien führen. Dies sind zum einen die Annahme einer homogenen Zielentität von Integration und zum anderen die Annahme der impliziten Asymmetrie. Versuche, diese Annahmen zu umgehen, führen zu Theoriekonstrukten, die die Bedeutung und das Verständnis von und über Integration in Zweifel ziehen. Dabei scheint es bereits dem Begriff „Integration“ inhärent zu sein, von einer zugrundliegenden Dichotomie auszugehen. Diese Dichotomie besteht zwischen einer migrantischen und nicht integrierten bzw. sich zu integrierenden Gruppe und einer non-migrantischen bzw. integrierten Gruppe. Der integratorische Sprachgebrauch transportiert dabei normative Inhalte, da die integrierte Gesellschaft als die Norm betrachtet wird, von der andere abfallen, und dient in der Praxis der „natio-ethno-kulturellen“ Grenzziehung. Integration hilft uns dabei, zwischen einem „Wir“ und den „Anderen“ zu unterscheiden. Als ethische Konsequenz, so wird argumentiert, sollte auf die Verwendung von Integration als einem wissenschaftlich-analytischen Begriff verzichtet werden. Stattdessen ist Integration als ein identitätspolitisch aufgeladener Kampfbegriff zu verstehen, dessen Überwindung als normativ geboten erachtet wird.

Schlüsselwörter: Migration, Integration, Dichotomisierung, Othering, Integrationsimperativ

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Abstract

Integration has become a commonplace which serves us to manage expectations towards migrants. Analysing the construct of integration reveals two presumptions, the presumption of a homogenous entity of integration and the presumption of an implicit asymmetry. Applied to modern society both presumptions lead to paradoxes. Attempts to circumvent one or both of these presumptions seem to question the very concept of integration. It appears like the concept “integration” itself inherently transports a dichotomy, which is the differentiation between the migrant or the integrating person and the non-migrant or the integrated one. The semantics of integration carries normative assumptions and practically perpetuates a natio-ethno-cultural border regime. Integration is meant to distinguish the “We” from “the Other”. As an ethical consequence, I shall argue, integration needs to be abandoned as a scientific analytical category. Integration needs to be understood as an (identity) politically laden concept and it is an ethical imperative to overcome this very concept.

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Bibliographie: Kögel, Johannes: Für einen anti-integratorischen Imperativ, ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie, 2-2019, S. 233-252. https://doi.org/10.3224/zpth.v10i2.05


Literaturhinweise