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Die Realität der Zeit und die Ereignishaftigkeit der Demokratie. Überlegungen zur Temporalisierung der Demokratietheorie im Anschluss an Arendt und Rancière

Marlon Barbehön

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Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Obgleich Zeit typischerweise als objektive Realität und als gegebene Randbedingung von (demokratischer) Politik erscheint, kann ihre Bedeutung in der sozialen Welt nicht in hinreichender Tiefe mit einer naturalistisch-uhrenzeitlichen Perspektive erfasst werden. Vielmehr konstituieren sich, so die Ausgangsannahme des Beitrags, Zeit und Demokratie (in der Moderne) in wechselseitigem Bezug und auf spezifische Weise. Auf Grundlage eines kontingenztheoretischen Zugangs und eines operativen Zeitbegriffs, der die Entstehung von Zeit in sinnstiftenden Ereignissen lokalisiert, wird argumentiert, dass Demokratie ein spezifisches temporales Weltverhältnis bezeichnet, in dem die Offenheit der Zukunft zugleich gesteigert und reduziert und dabei die Kontingenz dieses Wechselspiels bewahrt wird. Diese Prämisse wird sodann im Anschluss an Arendt und Rancière demokratietheoretisch ausgedeutet, woraus sich zwei Varianten ergeben, wie das kontingente Changieren zwischenzeitlichen Öffnungen und Schließungen auf Dauer gestellt werden kann. Durch eine solche Temporalisierung der Demokratietheorie werden Perspektiven auf die zeitliche Realität demokratischer Praxis eröffnet, die über eine Thematisierung der Dauer von Verfahren systematisch hinausgehen.

Schlüsselwörter: Zeit, Realität, Kontingenz, Konstruktivismus, operative Zeittheorie, Systemtheorie, Demokratietheorie, Republikanismus, radikale Demokratie, das Politische

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Abstract

Although time typically appears as an objective reality and as a given boundary condition of (democratic) politics, its relevance cannot be captured in a theoretically sufficient depth with an objectivist understanding of clock-time. This paper rather assumes that time and democracy constitute each other (in modernity) in mutual dependence and in a specific way. On the basis of a contingencytheoretical approach and an operative understanding of time which locates the emergence of time in meaning-making events, it is argued that democracy features a specific temporal relation to the world in which the openness of the future is both increased and reduced, while the contingent character of this relationship is preserved. On the basis of Arendt and Rancière, this premise is then specified in terms of democratic theory, resulting in two variants of how the contingent interplay between temporal opening and closure could be sustained over time. This temporalization of democratic theory enables a perspective on the temporal reality of democratic practices which goes beyond an analysis of the duration of democratic procedures.

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Bibliographie: Barbehön, Marlon: Die Realität der Zeit und die Ereignishaftigkeit der Demokratie. Überlegungen zur Temporalisierung der Demokratietheorie im Anschluss an Arendt und Rancière, ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie, 1+2-2022, S. 91-112. https://doi.org/10.3224/zpth.v13i1-2.05

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Literaturhinweise