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Female Suicide Bombing – Female Genital Cutting. Wissen über „die ganz andere Andere“ im Spannungsfeld von physischer, politischer und epistemischer Gewalt

Claudia Brunner, Daniela Hrzán

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Im vorliegenden Beitrag werden Gemeinsamkeiten und Verschränkungen von vorrangig im wissenschaftlichen Feld verorteten englischsprachigen Diskursen über „Female Suicide Bombing“ und „Female Genital Cutting“ aus einer wissenssoziologisch-diskursforschenden, postkolonialen und feministischen Perspektive untersucht. Die Autorinnen gehen davon aus, dass es sich bei den verhandelten Phänomenen nicht nur um soziale Ereignisse direkter physischer und psychischer Gewaltanwendung im Kontext struktureller Gewalt handelt, sondern auch um Wissensobjekte, die Spuren so genannter epistemischer Gewalt erkennen lassen. Der kleinste gemeinsame Nenner dieser auch im wissenschaftlichen Diskurs stark emotionalisierten Wissensobjekte ist – so die These – die Betonung und Hervorbringung einer „ganz anderen Andersheit“ der verhandelten Frauen, die diskursiv in einem okzidentalistischen Rahmen eines als qua „Kultur“ gewalttätigen orientalisierten Patriarchats verortet werden. Diese spezifische Fokussierung ermöglicht auf Seiten der SprecherInnenpositionen eine moralische Distanzierung von den analysierten Gewaltakteurinnen und eine moralische Vereinnahmung ihrer Opfer sowie eine als emanzipativ gelesene Autorisierung des über (und gegebenenfalls auch für und durch) sie Sprechens. Dem in der Wissensproduktion erkennbaren Prozess der Abtrennung von historischen und politischen Rahmenbedingungen nachzugehen und das Verhältnis zwischen physischer, politischer und epistemischer Gewalt zu problematisieren ist das zentrale Anliegen des Aufsatzes.


Literaturhinweise