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Zur aktuellen Bedeutung von qualitativen Forschungsmethoden in der deutschen Volkswirtschaftslehre – Eine programmatische Exploration

Jan Kruse, Alexander Lenger

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Abstract


Zusammenfassung

Die Vorteile qualitativer bzw. rekonstruktiver Forschungsmethoden sind in sozialwissenschaftlichen Fächern seit langem anerkannt und werden in der Forschungspraxis umfassend eingesetzt. Im wirtschaftswissenschaftlichen Feld hingegen spielen qualitative Methoden, wie z.B. leitfadengestützte Interviews oder teilnehmende Beobachtungen, praktisch keine Rolle. Vor dem Hintergrund, dass eine Mehrzahl deutscher Ökonomen Interesse und Kenntnisse in empirischen Forschungsmethoden für sehr wichtig hält, sollte es umso mehr überraschen, dass qualitative Forschungsmethoden so gut wie keine Verwendung in wirtschaftswissenschaftlichen Publikationen finden. Um uns diesem Phänomen auf empirische Weise anzunähern, wurde eine qualitative Befragung unter deutschsprachigen Ökonomen durchgeführt, um mehr über den Stellenwert und die Repräsentationen qualitativer bzw. rekonstruktiver Forschungsmethoden herauszufinden. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Volkswirtschaftslehre fast ausschließlich quantitativ arbeitet. Ursache für die systematische Ablehnung des qualitativen Forschungsparadigmas – so unser Befund – sind die unzureichenden Kenntnisse über die Logik und den Nutzen qualitativer bzw. rekonstruktiver Forschungsansätze, der fehlende Umgang mit qualitativen Verfahren sowie eine unzulässige Methodenfixierung auf quanti-tative bzw. mathematische Designs. Entsprechend gilt es herauszuarbeiten, welche Gründe und Entwicklungen für eine solch rigorose Ablehnung qualitativer und vor allem rekonstruktiver Forschungsmethoden in der Volkswirtschaftslehre verantwortlich sind. Es ist das Ziel des vorliegenden Beitrags, die fachspezifische Einstellung und das allgemeine Wissenschaftsverständnis von deutschen Ökonomen herauszuarbeiten sowie Aussagen über Bedeutung, Relevanz und insbesondere Potentiale qualitativer und auch rekonstruktiver Forschungsmethoden für ökonomische Fragestellungen aufzuzeigen.

Schlagworte: Qualitative Forschung, Rekonstruktive Methoden; Empirische Befragung; Wirtschaftswissenschaftliches Feld; Methodologische Fragen

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Abstract

The usefulness of qualitative research methods has gained much recognition in the disciplines of Social Sciences. Consequently, its methods are implemented frequently in the practical course of research. Contrary to this, in economics, qualitative methods, such as semi-structured and group interviews or participant observation, have no significance. Considering the fact that a majority of German economists have a vast knowledge and interest in empirical research methods it is very surprising that qualitative research methods are not applied for research in economic publications. To become more familiar with these phenomena on an empirical level, a qualitative census with German economists is conducted, in order to find out more about the significant values and representational samples of qualitative research methods. According to our results, the cause of the systematic disaffirmation of the qualitative research paradigm is the result of insufficient knowledge on the logic and accounts of qualitative research appendage. Moreover, the cause is also due to the missing association with qualitative procedures as well as an existing fixation of methods of quantitative or mathematical designs. Consequently, the causes and developments being responsible for such a rigid rejection of qualitative research methods in the field of economics are elaborated. It is the aim of the paper to presentthe specific attribution of German economists and to lay out the potential of qualitative research methods for economic reasoning.

Keywords: qualitative research, hermeneutics; empirical social research; inquiry; economics; methodological questions

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Bibliographie: Kruse, Jan/Lenger, Alexander: Zur aktuellen Bedeutung von qualitativen Forschungsmethoden in der deutschen Volkswirtschaftslehre – Eine programmatische Exploration, ZQF, 1-2013, S. 105-138.
https://doi.org/10.3224/zqf.v14i1.15455

Literaturhinweise