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Wenn Narrationen nicht zustande kommen… Wie hochreflexive Berufsfelder dazu beitragen, dass argumentativ-evaluative Darstellungsweisen im narrativen Interview dominant werden

Sören Carlson, Lena Kahle, Denise Klinge

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Abstract


Zusammenfassung

Bei der Rekonstruktion von Sinn- und Prozessstrukturen nehmen Narrationen – im Vergleich zu Argumentationen und Evaluationen – aus methodologischen Gründen eine besondere Position ein. Dementsprechend zielt das narrative Interview als Erhebungsformat darauf ab, Darstellungen mit einem möglichst hohen narrativen Gehalt zu erzielen. Kommt es aber trotzdem zu einer stark argumentativ und evaluativ geprägten Darstellung, werden solche Passagen in der Regel nur unter dem Gesichtspunkt betrachtet, welche Haltung der Befragten gegenüber der eigenen (Lebens-) Geschichte hierin zum Ausdruck kommt. An dieser Stelle setzt dieser Aufsatz an, indem untersucht wird, inwiefern sich in einer solchen Darstellungsweise nicht auch der Einfluss weitergehender sozialer Kontexte dokumentiert. Anhand einer detaillierten Analyse von drei Fällen kann gezeigt werden, dass bestimmte Habitualisierungen, die mit der Einbettung von AkteurInnen in hochreflexive Berufsfelder einhergehen, in der Tat ein (autobiographisches) Stegreiferzählen zu erschweren scheinen. Allerdings führen diese feldspezifischen Habitualisierungen erst in Konjunktion mit bestimmten biographischen Erfahrungen und Prozessen dazu, dass argumentativevaluative Kommunikationsschemata im narrativen Interview dominant werden. Dieser Befund wird abschließend mit Blick auf die weiteren Implikationen für den Einsatz des narrativen Interviews diskutiert.

Schlagwörter: narratives Interview, Biographieanalyse, dokumentarische Methode, Habitus, Berufsfeld

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When narrations are not achieved… How highly reflexive professional fields contribute to argumentative-evaluative forms of representation becoming dominant in narrative interviews

Abstract

When reconstructing meaning and process structures, narrations – as compared to argumentations and evaluations – take up a special position due to methodological reasons. Consequently, narrative interviewing as a form of data collection strives to achieve representations with a prevailing narrative orientation. If the interviewees’ representations still turn out to be strongly shaped by argumentations and evaluations, however, such interview passages are usually only interpreted in terms of what such a form of representation says about the interviewees’ stance towards their own (life) history. This is the starting point of this article which analyses whether such forms of representation might not also be expressive of more encompassing social contexts. Based on a detailed analysis of three cases, the article can show that, indeed, specific habitualizations, which are associated with actors’ embeddedness into highly reflexive professional fields, seem to hamper (autobiographical) impromptu narrations. But such field-specific habitualizations only give rise to a dominance of argumentative-evaluative communication schemes if they occur in conjunction with certain biographical experiences and processes. This finding is then discussed with a view to its further implications for the use of narrative interviews.

Keywords: narrative interview, biographical analysis, documentary method, habitus, professional field

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Bibliographie: Carlson, Sören/Kahle, Lena/Klinge, Denise: Wenn Narrationen nicht zustande kommen… Wie hochreflexive Berufsfelder dazu beitragen, dass argumentativ-evaluative Darstellungsweisen im narrativen Interview dominant werden, ZQF, 2-2017, S. 239-262. https://doi.org/10.3224/zqf.v18i2.05


Literaturhinweise