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Transgenerationale Erinnerungsprozesse in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Über Nachkommen politischer NS-Verfolgter in Ost- und Westdeutschland

Ayline Heller

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Abstract


Leseproben

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Zusammenfassung:

Dass traumatische Erlebnisse in der Elterngeneration Auswirkungen auf deren Nachkommen haben können, ist in der Forschung als weitestgehend belegt anzusehen. Unklar ist jedoch nach wie vor, was genau weitergegeben wird und wie die transgenerationale Transmission stattfindet. So werden neben unbewussten Identifikationsprozessen, frühkindlichen Sozialisationserfahrungen und gestörter Familienkommunikation sogar biologische, (epi-)genetische Faktoren als Auslöser transgenerationaler Prozesse angeführt. Dass auch der gesellschaftliche Kontext und die (Nicht-)Anerkennung sowie die öffentliche Thematisierbarkeit des Erlebten einen maßgeblichen Einfluss auf die genannten individuellen und familiären Indikatoren und damit auf die Ausgestaltung transgenerationaler Transmissionsmechanismen nehmen, wurde in der psychologischen Forschung bisher kaum systematisch berücksichtigt. Eine Verknüpfung klassischer (psychologischer) Theorien mit (soziologischen) Theorien zu sozialen Gedächtnissen kann dabei helfen, transgenerationale Erinnerungsprozesse in ihrem sozialen Kontext zu verorten. Dieser Artikel zeigt einerseits auf, welche theoretischen Leerstellen durch eine solche Verknüpfung geschlossen werden können. Außerdem wird anhand von Interviews mit Nachkommen von Personen, die während der NS-Zeit aus politischen Gründen verfolgt wurden, empirisch nachgezeichnet, auf welche Art individuelle, familiäre und kollektive Erinnerungsprozesse in Ost- und Westdeutschland miteinander verwoben sein können.

Schlagwörter: Transgenerationalität, Intergenerationalität, Ost-West-Unterschiede, Trauma

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Transgenerational recollections in their social context – Descendants of politically persecuted Holocaust survivors in East and West Germany

Abstract

It is a rather well accepted fact, that traumatic parental experiences may influence their offspring. However, until now, it has been unclear, what exactly is being transmitted and how transmission is taking place. Unconscious identification and early childhood experiences as well as a disturbed family communication style and even biological, (epi-)genetic factors are being discussed as triggers for transgenerational processes. The effect of the social context and (non-)recognition as well as the ability to publicly verbalize experiences have rarely been systematically investigated in psychological research. Connecting traditional (psychological) theories with (sociological) theories of social memories may help contextualize transgenerational recollections. This article draws attention to the academic voids that may be addressed through combining psychological and sociological research. Moreover, using interviews with offspring of politically persecuted survivors of national socialism, the entanglement of individual, familial and collective memory processes in East and West Germany is retraced.

Keywords: transgenerationality, intergenerational transmission, East-West-differences, trauma

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Bibliographie: Heller, Ayline: Transgenerationale Erinnerungsprozesse in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Über Nachkommen politischer NS-Verfolgter in Ost- und Westdeutschland, ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, 1-2023, S. 9-25. https://doi.org/10.3224/zqf.v24i1.02

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Literaturhinweise