Exploration von Forschungsfeldern mittels Aktenanalyse: Zugang, Sampling und Analyse am Beispiel der Fallakten von Förderschüler:innen im Prozess der Berufsorientierung
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Abstract
Im Zentrum dieses Beitrags steht die Reflexion ausgewählter methodischer und inhaltlicher Besonderheiten einer qualitativen Dokumenten- und Aktenanalyse. Die Daten stammen aus einem Forschungsprojekt, welches die Bildungs- und Beschäftigungsverläufe schwerbehinderter Jugendlicher in den Blick nimmt und untersucht, wie es zu Zuweisungsprozessen beim Übergang von der Schule in (betriebliche) Ausbildung und Beruf kommt. Die – immer noch eher selten in der qualitativen Forschung eingesetzte –Aktenanalyse kommt hierbei als explorative Vorstudie und mit dem Ziel zum Einsatz, erste Hypothesen zu den bislang als Black Box geltenden Einflussfaktoren im Zugang zu beruflicher (Aus-)Bildung und Beschäftigung zu formulieren. Dies geschieht anhand von Falldokumentationen der Integrationsfachdienste (IFD), die Prozesse der Planung und Steuerung von Übergängen (in den Arbeitsmarkt, in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM)) sichtbar machen. Dabei stellen sich (auch auf andere Studien übertragbare) relevante forschungspraktische Fragen hinsichtlich des Zugangs zu den das Forschungsfeld strukturierenden Akten, ihrer Auswahl und Analyse am Beispiel absolvierter Praktika in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Der Beitrag versteht sich nicht als Anleitung zur Durchführung einer Aktenanalyse, er reflektiert jedoch methodische Entscheidungen im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten einer Aktenanalyse zur Exploration eines Forschungsfeldes.
Schlagwörter: qualitative Dokumenten- und Aktenanalyse, Gatekeeping, Sampling, Förderschüler:innen, Berufsorientierung
Bibliographie: Xyländer, Margret: Exploration von Forschungsfeldern mittels Aktenanalyse: Zugang, Sampling und Analyse am Beispiel der Fallakten von Förderschüler:innen im Prozess der Berufsorientierung, ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, 1-2025, S. 98-115.
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