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Verschwörungsglaube, Medienzynismus und Militanz: Einstellungen und Informationsquellen von Menschen mit AfD-Wahlpräferenz – ein Beitrag zur Radikalisierungsforschung

Tanjev Schultz, Marc Ziegele, Nikolaus Jackob, Ilka Jakobs, Oliver Quiring, Christian Schemer

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Abstract


Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht medienbezogene Einstellungen und das Ausmaß des Verschwörungsglaubens von Menschen mit AfD-Wahlpräferenz. Er greift die Debatte über Kampfbegriffe wie „Lügenpresse“ und „Systemmedien“ auf und erweitert die Radikalisierungsforschung um einen kommunikationswissenschaftlichen Zugang. Dafür verwendet er das Konzept des „Medienzynismus“. Es bezeichnet ein Einstellungsmuster mit verschwörungsideologischen Zügen: Journalist*innen werden als Lügner und System-Kollaborateure betrachtet. Der Beitrag analysiert auch die Mediennutzung von Menschen mit AfD-Präferenz sowie ihre Einstellungen zu Gewalt. Die Basis bilden vier Bevölkerungsumfragen aus den Jahren 2016 bis 2019. Die Daten wurden in Regressionsanalysen und mit einem Strukturgleichungsmodell ausgewertet. Dabei zeigt sich die Radikalität der AfD-Gruppe: Bei ihr sind Medienzynismus und Verschwörungsglaube stark ausgeprägt. Dies geht mit einer überdurchschnittlichen Nutzung „alternativer“ Medien und einem höheren Verständnis für die Anwendung von Gewalt einher. Die Studie findet keine eindeutigen Hinweise für eine sich verschärfende Radikalisierung im Zeitverlauf, aber auch keine Abschwächung. Die Befunde stützen Befürchtungen, dass der Verschwörungsglaube mit einer Affinität zu Gewalt verbunden und die Radikalisierung durch eine spezifische Mediennutzung gefördert werden kann.

Schlüsselbegriffe: AfD, Medienzynismus, „Lügenpresse“, Radikalisierung, Mediennutzung, Verschwörungsglaube

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Conspiracy beliefs, media cynicism, and violence: Attitudes and media use of Germans with a voting preference for AfD – a media studies perspective on radicalization

Summary

The article examines the media-related attitudes of people who are likely to vote for the AfD party. It builds on the debate on terms such as „lying press“ (fake news media) and adds a media studies approach to radicalization research. It introduces the concept of „media cynicism“, which describes a pattern of attitudes that includes features of conspiracy ideologies: journalists are viewed as liars and system collaborators. The article also examines media use, conspiracy beliefs, and attitudes towards violence. Four surveys from 2016 to 2019 form the basis of the study. The data were analyzed using regression analyses and structural equation modeling. The findings illustrate the radicalism of AfD voters: They tend to show strong media cynicism and beliefs in conspiracies. This goes hand in hand with an above-average use of „alternative“ media and an increased support for using violence. The study does not find clear indications of an enhanced radicalization of AfD voters over time, but also finds no signs of a slowdown. The findings support fears that beliefs in conspiracies are connected to an affinity for violence and that radicalization can be fueled by the use of specific news media channels.

Keywords: AfD, media cynicism, radicalization, media use, conspiracy theories

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Bibliographie: Schultz, Tanjev/Ziegele, Marc/Jackob, Nikolaus/Jakobs, Ilka/Quiring, Oliver/Schemer, Christian: Verschwörungsglaube, Medienzynismus und Militanz: Einstellungen und Informationsquellen von Menschen mit AfD-Wahlpräferenz – ein Beitrag zur Radikalisierungsforschung, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 1-2021, S. 60-89. https://doi.org/10.3224/zrex.v1i1.05

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Literaturhinweise