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Eine mikrosoziologische Analyse des Anschlags auf die Synagoge in Halle. Zur situativen Handlungsrelevanz von abwesenden Dritten

Chris Schattka

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Abstract


Zusammenfassung

Die Forschung zu Einzeltätern setzte sich bisher insbesondere mit der Radikalisierung der Täter auseinander und wies in den letzten Jahren auf eine gestiegene Relevanz sozialer Medien hin. Die Anschläge selbst bleiben bis heute fast gänzlich unerforscht. Der vorliegende Beitrag widmet sich dieser Forschungslücke und untersucht den Anschlag auf die Synagoge in Halle aus mikrosoziologischer Perspektive. Mit einer detaillierten Analyse des Geschehens wird gezeigt, wie sich der Täter mit einem abwesenden Publikum in Beziehung setzt und wie dies den Verlauf des Anschlags beeinflusst. Die These ist, dass die Beziehung zwischen Täter und abwesendem Publikum einen Wendepunkt einleitet, infolgedessen sich der Täter von der Synagoge abwendet und an einem anderen Ort neue Opfer sucht. Online-Vergemeinschaftung kann, so das zentrale Ergebnis der Studie, auch für den situativen Verlauf von Anschlägen relevant sein. Jenseits der Einzeltäterforschung können mikrosoziologische Analysen auch für die Erforschung rechter Gewalt vielversprechend sein, denn auch hier wurden bisher nur vereinzelt die Gewaltsituationen untersucht.

Schlüsselbegriffe: rechte Gewalt, abwesende Dritte, Halle, Mikrosoziologie der Gewalt, Einzeltäter, Livestream

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A Micro-Sociological Analysis of the Attack on the Synagogue in Halle. On the situational relevance of absent third parties for action

Summary

So far research on lone-actors focused in particular on the radicalization of the individuals and has in recent years pointed out the increasing relevance of social media. The attacks themselves remain almost entirely unresearched. Addressing this research gap, the article examines the attack on the synagogue in Halle, Germany from a micro-sociological perspective. A detailed analysis of the attack aims to answer how the attacker relates to an absent audience and how this influences the course of the attack. The argument is that the relationship between the attacker and the absent audience leads to a turning point after which the attacker turns away from the synagogue and seeks new victims elsewhere. The main finding of this study is that online communities can also be relevant for the course of attacks. Beyond lone-actor research, micro-sociological approaches can also be promising for research on right-wing violence.

Keywords: Right-Wing Violence, Absent Third Parties, Halle, Microsociology of Violence, Lone-Actors, Livestream

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Bibliographie: Schattka, Chris: Eine mikrosoziologische Analyse des Anschlags auf die Synagoge in Halle. Zur situativen Handlungsrelevanz von abwesenden Dritten, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 1-2024, S. 60-73. https://doi.org/10.3224/zrex.v4i1.04

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Open-Access-Lizenz: Dieser Beitrag ist ab dem 25.03.2024 im Open Access unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung 4.0 International) verfügbar. Weitere Informationen zur Lizenz und den Nutzungsbedingungen finden Sie hier.


Literaturhinweise