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Bürgerliche Natursehnsucht und faschistisches Potenzial: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Leo Löwenthal über das Desiderat Natur als Lebensnerv des Rechtsradikalismus

Tobias Wallmeyer

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Abstract


Zusammenfassung

Der Beitrag setzt dazu an, grundlegende theoretische Gedanken der frühen Frankfurter Schule aus einer kritisch-phänomenologischen Perspektive neu zu durchdenken, um sie im Blick auf die allgemeinen Mobilisierungspotenziale des Rechtsradikalismus fruchtbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei das Modell des bürgerlichen Subjekts als potenziell faschistisches Individuum. Anhand einer systematischen Rekonstruktion der hermeneutischen Überlegungen Adornos, Horkheimers und Löwenthals wird die Frage beantwortet, weshalb der Kritischen Theorie zufolge Individuen aus der „Mitte“ der modernen, liberalen, bürgerlichen Gesellschaft ansprechbar werden können für den Rechtsradikalismus. Als fruchtbarer Boden erweist sich dabei ein bestimmtes Leid, welches sich als Desiderat Natur beschreiben lässt. Einen Gedanken Leo Löwenthals entfaltend, kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass insbesondere die Erfahrung natürlicher Aufruhr eine brisante Umschlagstelle darstellen könnte, an dem eine zunächst harmlose bürgerliche Natursehnsucht, die sich oft hinter dem Slogan „Zurück zur Natur“ versteckt, sich gegenüber genuin faschistischen und rechtsradikalen Denkungsarten anschlussfähig zeigt.

Schlüsselbegriffe: Kritische Theorie, Rechtsradikalismus, Faschismus, bürgerliche Subjektivität, Desiderat Natur

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Bourgeois yearning for naturalness and fascist potential: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer and Leo Löwenthal on the desideratum nature as the lifeblood of right-wing Radicalism

Summary

The paper aims to rethink certain ground-laying philosophical reflections of the early Frankfurt School in a critical-phenomenological manner to enable a renewed understanding of the mobilization potential of Right-Wing radicalism. Center of which is the model of the bourgeois subject as a potentially fascist individual. By way of a systematic reconstruction of the respective hermeneutic thought of Adorno, Horkheimer and Löwenthal it answers the question, why, according to Critical Theory, individuals from within the „center“ of the modern, liberal, bourgeois society, can become susceptible to right-wing radicalism. Fertile soil for this proves to be a Desideratum Nature. Elaborating on a thought of Leo Löwenthal the paper arrives at the conclusion, that especially experiences of natural turmoil can be considered a tipping point, at which an initially harmless bourgeois yearning for naturalness, which often motivates the slogan of a „Retreat to Nature“, may develop into a susceptibility to views that are genuinely fascist or radically right-wing.

Keywords: critical theory, right-wing radicalism, fascism, bourgeois subjectivity, desideratum nature

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Bibliographie: Wallmeyer, Tobias: Bürgerliche Natursehnsucht und faschistisches Potenzial: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Leo Löwenthal über das Desiderat Natur als Lebensnerv des Rechtsradikalismus, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 2-2021, S. 308-321. https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.08

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Literaturhinweise