In guter Gesellschaft: Bedrohungswahrnehmungen als Kompass für die Konstruktion einer erwünschten zivilgesellschaftlichen Demokratiearbeit

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Tina Leber

Abstract

Die Wahrnehmung, Thematisierung und Bewertung von Bedrohungen gegen zivilgesellschaftliche Akteur:innen der Demokratiearbeit stellt einen Kompass für gesellschaftspolitische Entwicklungen und deren diskursive Rahmungen dar. Dabei steht die Frage im Fokus, wie Inklusions- und Exklusionsmechanismen zur Konstruktion einer erwünschten zivilgesellschaftlichen Demokratiearbeit beitragen. Als zentraler Referenzpunkt kann hier die Verortung von Akteur:innen in und außerhalb der gesellschaftlichen Mitte dienen. Die politische Markierung ‚links(‐extrem)‘ spielt dabei eine bedeutsame Rolle. Dieser Beitrag analysiert auf Basis von 20 qualitativen Interviews mit Personen aus dem Feld der Demokratiearbeit gegen Rechts Prozesse der Vermittung, Verrandständigung und Auftrennung des Engagements. Die Ausführung leistet einen Beitrag zur Analyse von Bedrohungen als Marker für gesellschaftliche Ordnungen und erweitert folglich den Fokus über die individuelle Betroffenheit hinaus.
Schlüsselbegriffe: Zivilgesellschaft, Bedrohung, Demokratiearbeit, „Linksextremismus“, Markierung


Bibliographie: Leber, Tina: In guter Gesellschaft: Bedrohungswahrnehmungen als Kompass für die Konstruktion einer erwünschten zivilgesellschaftlichen Demokratiearbeit, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 2-2025, S. 295-311.

Artikel-Details

Erscheinungsdatum: Oktober 2025
Open Access ab: 30.10.2025
Open-Access-Lizenz: CC BY 4.0

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