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„Die Transvestiten haben das Wort“: the politics of gender variation, sexual distinction and morality in the transvestite magazine Das 3. Geschlecht

Hazel Rhodes

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Abstract


Summary

This article analyzes the Weimar-era transvestite magazine Das 3. Geschlecht (1930–1932), originally published by Friedrich Radszuweit, and assesses the affective and political qualities of the transvestite public culture that it organized. Scholars have shown how transvestite counter publics emerged in Germany alongside gay and lesbian collectives, spurred by the development of a queer press and urban social networks and tempered by a politics of respectability. As Das 3. Geschlecht shows, certain transvestites responded to the new publicity around transvestism by turning to modesty, privacy and inconspicuousness, not necessarily to public resistance or visibility as trans*. My argument explains this tendency toward gender conservatism, heterosexism, and middle-class conventions like domesticity and decency by emphasizing how this space operates as an intimate public, building on the concept by Laurent Berlant. Focusing on normative and ‘generic’ mediations of the experience of transvestism, I explore how the magazine’s public sought to shape the conditions for living as a transvestite in Weimar society, when the norms for trans personhood were still being conceived and disputed. Aspirational fantasies of gender and sexual normalcy and seamless belonging in middle-class society prove more significant to these mediations than oppositional or emancipatory politics.

Keywords: transgender history, transvestism, intimate publics, sexual politics, Weimar Germany, transgender identities

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„Die Transvestiten haben das Wort“: die Politik der Geschlechtervariation, sexuellen Unterscheidung und Moral in der Transvestitenzeitschrift Das 3. Geschlecht

Zusammenfassung

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der in der Zeit der Weimarer Republik von Friedrich Radszuweit herausgegebenen Zeitschrift Das 3. Geschlecht (1930–1932) und untersucht die affektiven und politischen Dimensionen der dargestellten öffentlichen Transvestitenkultur. Seinerzeit entstanden neben schwulen und lesbischen Kollektiven auch transvestitische Gegenöffentlichkeiten, die durch queere Berichterstattung und urbane Netzwerke gefördert und durch politische Akzeptanz gemäßigt wurden. Wie Das 3. Geschlecht zeigt, reagierten einige Transvestiten auf die neue Öffentlichkeit mit Zurückhaltung, Abschirmung und Verschwiegenheit, statt mit öffentlichem Widerstand oder Sichtbarkeit als trans*. Ich versuche, diese Tendenz zu Genderkonservatismus, Heterosexismus und bürgerlichen Konventionen aufbauend auf Laurent Berlants Konzept der intimen Öffentlichkeit zu beleuchten. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf normativen und ‚generischen‘ Vermittlungen der Erfahrung von Transvestitismus und der Frage, wie die Bedingungen für ein Leben als Transvestit in einer Zeit gestaltet werden konnten, als Normen für trans* Personen noch im Entstehen begriffen und umstritten waren. Dabei erweisen sich Wunschvorstellungen geschlechtlicher und sexueller Normalität und Zugehörigkeit zur bürgerlichen Gesellschaft als bedeutsamer als oppositionelle oder emanzipatorische Politik.

Schlüsselwörter: Transgender-Geschichte, Transvestismus, Intime Öffentlichkeiten, Sexualpolitik, Weimarer Republik, Transgender-Identitäten

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Bibliographie: Rhodes, Hazel: „Die Transvestiten haben das Wort“: the politics of gender variation, sexual distinction and morality in the transvestite magazine Das 3. Geschlecht, GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2-2023, S. 71-85. https://doi.org/10.3224/gender.v15i2.06

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Literaturhinweise