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Technologische Lösungen gegen Mangelernährung? Für eine Re-Politisierung von Hunger, Nahrungssouveränität und Geschlechterverhältnissen

Christine Löw

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Abstract


Zusammenfassung

Angesichts zunehmend entpolitisierter Debatten um Hunger analysiert dieser Beitrag die Ernährungs- und Gesundheitssituation mehrfach benachteiligter Frauen* im globalen Süden. Aus einer biopolitischen Perspektive werden die materiellen Lebensbedingungen ländlicher Frauen* nach der Agrarliberalisierung untersucht und es wird beleuchtet, wie Nutrionismus auf Subjektivitäten und Körper(lichkeiten) von gebärfähigen, schwangeren und stillenden Frauen* in postkolonialen Ländern zugreift. Mit einer kritischen Haltung gegenüber technologischen Lösungen für Mangelernährung zeigt die empirische Studie der Bewegung Food Sovereignty Alliance India (FSA), dass die beteiligten Frauen*, Dalit- und Adivasigruppen über lokale nahrhafte Ernährungsgrundlagen verfügen und sozial gerechte Zugänge zu Gemeinschaftsressourcen sowie die Einbeziehung des Ernährungswissens von ländlichen Frauen* für Gesundheit und nachhaltige Landwirtschaft fordern. Abschließend wird diskutiert, wie feministisch-entwicklungspolitische Kritiken an Machtverhältnissen in Haushalt und Familie die Forschungen und politischen Ziele von FSA erweitern und zu einer umfassenden Demokratisierung von Nahrungspolitiken beitragen können.

Schlüsselwörter: Postkolonialer Feminismus, Biopolitik, Ernährungssouveränität, Grüne Technologie, Nahrungsanreicherung, Intersektionalität

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Technological solutions against malnourishment? For a re-politicization of hunger, food sovereignty and gender relations

Summary

In the light of increasingly depoliticized debates about hunger, this article examines the food and health situation of multiply disadvantaged women in the Global South. The article analyses the material living conditions of rural women after economic liberalization from a biopolitical perspective and examines how nutritionism targets the subjectivities and bodies of childbearing, pregnant and breastfeeding women in postcolonial countries. Taking a critical stance towards technological fixes to combat malnutrition, an empirical study conducted by the Food Sovereignty Alliance India (FSA) movement shows that organized women, Dalit and Adivasi groups have access to healthy nutritious food at local level and are demanding socially just access to common natural resources as well as the incorporation of rural women’s knowledge into health and sustainable agriculture. Finally, the article discusses how feminist critiques from developmental studies on power relations within the household and the family can expand FSA’s research and political goals contributing to an encompassing democratization of food politics.

Keywords: postcolonial feminism, biopolitics, food sovereignty, green technology, fortification, intersectionality

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Bibliographie: Löw, Christine: Technologische Lösungen gegen Mangelernährung? Für eine Re-Politisierung von Hunger, Nahrungssouveränität und Geschlechterverhältnissen, GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2-2023, S. 101-116. https://doi.org/10.3224/gender.v15i2.08

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Literaturhinweise