Spekulieren als künstlerische Strategie in der zeitgenössischen feministischen Performancekunst
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Abstract
Der Beitrag untersucht das Spekulieren als künstlerische Strategie in der zeitgenössischen feministischen Performancekunst. Auffallend ist hier in den letzten Jahren neben der Dekonstruktion des binären Geschlechtermodells eine Hinwendung zu utopischen Zukunftsentwürfen und alternativen Körperbildern. Da das feministische Spekulieren vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt, wird untersucht, inwiefern auch in der Performancekunst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammengedacht und das kritische und produktive Potenzial des Spekulativen genutzt werden. Mittels Methoden der Aufführungsanalyse wird den Strategien des Spekulierens in verschiedenen Aufführungen nachgegangen, wobei eine Aufführung der Gruppe Swoosh Lieu aus dem Jahr 2023 im Fokus steht, da diese Gruppe sich explizit mit Theorien des feministischen Spekulierens auseinandersetzt. Dabei zeigt sich, dass das Spekulieren sowohl auf der Ebene des Textes als auch auf derjenigen anderer theatraler Elemente wie Raum, Körper, Stimme, Licht und Ton eingesetzt wird, um binäre Ordnungen zu unterlaufen und alternative Wirklichkeiten zu entwerfen.
Schlüsselwörter: Feministische Performancekunst, Feministisches Spekulieren, Spekulative Fabulation als künstlerische Strategie, Zeitgenössische Performance
Bibliographie: Dreysse, Miriam: Spekulieren als künstlerische Strategie in der zeitgenössischen feministischen Performancekunst, GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2-2025, S. 101-115.
Artikel-Details
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