Einelternfamilien und die „normale Familie“. Intersektionale Analyse von Subjektkonstruktionen alleinerziehender Mütter

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Julia Hahmann

Abstract

Zusammenfassung

Familie hat sich diversifiziert, dennoch verbleibt die „normale Familie“ als Institution wie Deutungsfolie gesellschaftlich und individuell wirkmächtig. Für Einelternfamilien ist die Auseinandersetzung mit der „normalen Familie“ in verschiedenen Bereichen relevant, z. B. weil sie die alleinige Sorge-Verantwortung tragen und zeitlich dadurch stark beansprucht sind. Im vorliegenden Beitrag wird anhand qualitativer Interviews mit alleinerziehenden Müttern rekonstruiert, wie sie sich in ihrem Alltag zur Figur der „normalen Familie“ positionieren und sie so reproduzieren und/oder bearbeiten. Im methodologischen Verständnis der Intersektionalen Mehrebenenanalyse wird über Subjektkonstruktionen herausgearbeitet, wie die Positionierungen systematisch in Macht- und Herrschaftsverhältnisse eingebunden sind. Während die Figur der „normalen Familie“ insbesondere auf Heteronormativismen verweist, z. B. aufgrund der Annahme heterosexueller Zweielternschaft, zeigen sich für die befragten Personen starke Überlagerungen mit Klassismen. Diese ergeben sich aus den widersprüchlichen Anforderungen von Erwerbs- und Care-Arbeit, welche die Befragten individuell nicht auflösen oder bearbeiten können. Im Ergebnis wirkt die Figur der „normalen Familie“ klassenlagenspezifisch sehr unterschiedlich.

Schlüsselwörter: Alleinerziehende, Einelternfamilien, Intersektionale Mehrebenenanalyse, Soziale Ungleichheiten, Care-Arbeit

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Single-parent families and the “normal family”. An intersectional analysis of single mothers’ subject constructions

Summary

Families have become diversified, yet the “normal family” remains a potent force at the social and individual level, as both an institution and a basis for interpretation. The discussion around what constitutes a “normal family” is relevant to single-parent families in various areas, e.g. because they bear sole care-giving responsibility and are thus under great time pressure. The article uses qualitative interviews with single mothers to reconstruct how they position themselves in their everyday lives in relation to the figure of the “normal family” and thus reproduce and/or adapt it. In the methodological understanding of intersectional multilevel analysis, subject constructions are used to work out how these positionings are systematically integrated into power and domination structures. While the figure of the “normal family” especially refers to heteronormativisms, e.g. based on the assumption of heterosexual double parenthood, strong intersections with classisms emerge for the interviewees. These result from the contradictory demands of work and care work, which the interviewees cannot resolve or deal with at the individual level. As a result, the figure of a “normal family” looks very different depending on class.

Keywords: single parents, single-parent families, intersectional multilevel analysis, social inequalities, care work

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Bibliographie: Hahmann, Julia: Einelternfamilien und die „normale Familie“. Intersektionale Analyse von Subjektkonstruktionen alleinerziehender Mütter, GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 1-2025, S. 123-137. https://doi.org/10.3224/gender.v17i1.09

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Published: March 2025