„Was die Organisation betrifft, ham wir sicherlich vom System her was gelernt“: Neue schulische Routinen und institutionelle Ausschlüsse im Kontext der Fluchtmigration aus der Ukraine
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Abstract
Der Beitrag fokussiert aus einer migrationsgesellschaftlichen Perspektive die Etablierung neuer schulischer Routinen im Kontext der Fluchtmigrationen der letzten Jahre. Mit Fokus auf die Deutungen schulischer Professioneller in Sekundarschulen in zwei Bundesländern wird die Institutionalisierung schulorganisatorischer Praktiken rekonstruiert, die auf den Einbezug geflüchteter Schüler*innen und Eltern gerichtet sind. Am Beispiel der Institutionalisierung von teilintegrativen Beschulungsformen und Modellen der Deutschförderung sowie neuer Routinen der Adressierung geflüchteter Eltern wird betrachtet, wie Ausschlüsse, natio-ethno-kulturelle Grenzziehungen sowie Schlechterstellungen geflüchteter Schüler*innen und Eltern durch diese Institutionalisierungen hinterfragt, verändert und/oder neu etabliert werden. Der Beitrag leistet so einen Beitrag zur Forschung über institutionelle Diskriminierung im Kontext aktueller Fluchtmigrationen.
Schlagwörter: Flucht, Schule, Differenzierung, Routine, Ukraine
Bibliographie: Kollender, Ellen/Schwendowius, Dorothee: „Was die Organisation betrifft, ham wir sicherlich vom System her was gelernt“: Neue schulische Routinen und institutionelle Ausschlüsse im Kontext der Fluchtmigration aus der Ukraine, ZISU – Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung, 14 (2025), S. 28-43.
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