Going public – Positionierungsprozesse Jugendlicher in öffentlichen Zwischenräumen
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Abstract
Jugendliche bewegen sich in und durch öffentliche Räume auf der Suche nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Identität. Dabei verhandeln sie ihre Positionierung zwischen Selbstinszenierung, gesellschaftlichen Erwartungen und strukturellen Begrenzungen. Dieser Beitrag untersucht die Fremd- und Selbstpositionierung Jugendlicher in öffentlichen Räumen sowie deren Bedeutung für Prozesse der Identifizierung und Subjektivierung. Dabei liegt der Fokus auf den Zwischenräumen durch die sich Jugendliche im Zuge ihrer Lebensbewältigung bewegen. Anhand der Fallanalysen von Yennifer, die gezielt nach sicheren Anerkennungsräumen mit klaren Strukturen sucht, und Jonathan, der Freiheit durch Bewegung im öffentlichen Raum gewinnt, werden unterschiedliche Strategien der Positionierung analysiert. Die Rekonstruktion ihrer Bewegungen zeigt, dass auch die öffentlichen Räume durch die sich Jugendliche scheinbar ‚nur‘ bewegen, Orte des Austauschs und der Aushandlung von Zugehörigkeit und Differenz sind. Abschließend reflektiert der Beitrag die Implikationen dieser Positionierungsprozesse für die Jugendforschung.
Schlagwörter: Positionierungen, Jugendkultur, öffentlicher Raum, Jugendforschung, going public, lernen
Bibliographie: Mengilli, Yağmur/Walther, Andreas: Going public – Positionierungsprozesse Jugendlicher in öffentlichen Zwischenräumen, Diskurs Kindheits- und Jugendforschung / Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research, 3-2025, S. 323-336.
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