

Umkämpfte Digitalisierung im Krankenhaus: Arbeitswandel, Machthandeln und Konfliktkonstellationen bei der Gestaltung neuer Technologien für ärztliche Arbeitsprozesse

Abstract
-----
Zusammenfassung
Mit dem als E-Health bezeichneten Technologiebündel werden für die Organisation Krankenhaus umfassende Transformationen von Geschäftsmodellen und Arbeit anvisiert. Die diskutierten arbeitspolitischen Implikationen auf Qualifikationen und Arbeitsweisen von Ärztinnen und Ärzten schwanken dabei zwischen optimistischen Diagnosen neuer Behandlungsmöglichkeiten und pessimistischen Prognosen über Deprofessionalisierung. Demgegenüber betont der Beitrag die organisationale Verhandelbarkeit des Technikeinsatzes im Krankenhaus. Auf Grundlage qualitativer Interviews mit technischen Entscheiderinnen und Entscheidern sowie Ärztinnen und Ärzten in einem Universitätskrankenhaus und durch Ansätze machttheoretischer Professionstheorien und der Labor Process Theory wird sowohl die (konfliktive) Aushandlung der aktuellen Digitialisierungstechnologien als auch die unterschiedlichen Legitimations- und Einflussstrategien dieser Akteure am Beispiel des digitalen Arztbriefes rekonstruiert. Damit kann nachgezeichnet werden, dass mit der Einführung des digitalen Arztbriefes als Schlüsseltechnologie der E-Health-Strategien eine Unterminierung ärztlicher Handlungsmonopole über den Prozess der Gesundheitsversorgung angestrebt wird – sich diese aber nicht ungebrochen über das ärztliche Professionsinteresse hinwegsetzen kann.
Schlagwörter: Digitalisierung der Gesundheitsversorgung, Organisation Krankenhaus, Ärztinnen und Ärzte, Labor Process Theory, Machtansätze der Professionalisierung
-----
Contested digitalization in the hospital: Work change, power actions and conflict constellations in the design of new technologies of medical practitioner labor processes
Abstract
The technological bundle known as E-Health aims at a comprehensive transformation of business models and labor processes within hospitals. The discussed implications for qualifications and the work of doctors vary between optimistic diagnoses of new treatment possibilities and pessemistic forceasts involving deprofessionalization. In contrast, this article emphasizes the negotiability of how technology is used in the hospital. Drawing on qualitative interviews with technical decision makers and doctors at a university hospital as well as applying power approaches of a sociology of professions and the Laboor Process Theory, the article attempts to understand the (conflictive) negotiation of current digital technologies as well as different strategies of legitimation and gaining influence of these professional actors. We do this by reconstructing the use of the doctor’s digital letter. It can thus be shown that the introduction of the doctor’s digital letter as a key technology in EHealth srategies is intended to undermine doctors’ monopoly regarding the healthcare process. Equally, though, we demonstrate that it cannot override the professional interest of them.
Keywords: digitization of healthcare, hospital organisation, doctors, labour process theory, power approaches of professionalization. JEL: I10, J44, J53, L84, O33, P12
-----
Bibliographie: Gnisa, Felix/Ibrahim, Walid/Engel, Thomas/Greifenberg, David/Reichardt, Lena: Umkämpfte Digitalisierung im Krankenhaus: Arbeitswandel, Machthandeln und Konfliktkonstellationen bei der Gestaltung neuer Technologien für ärztliche Arbeitsprozesse, Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 1-2022, S. 25-46. https://doi.org/10.3224/indbez.v29i1.02
-----
Open-Access-Lizenz: Dieser Beitrag ist ab dem 17.10.2024 im Open Access unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung 4.0 International) verfügbar. Weitere Informationen zur Lizenz und den Nutzungsbedingungen finden Sie hier.